Unterstützungsangebote in Österreich

Als wohlhabendes Land im Herzen von Europa ist Österreich ein beliebtes Durchreise- und Halteziel für das Geschäft der Menschenhändler. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, und zudem den Betroffenen nachhaltig Schutz zu bieten, haben in Österreich zahlreiche karitative Organisationen Wurzeln geschlagen. Sie fungieren als Anlaufstelle für Menschen in Notlagen und weisen je nach eigener Organisations-Philosophie und -Zielsetzung verschiedene Fokuspunkte in ihrer Arbeit auf. Wir geben Ihnen heute einen ersten Einblick in die Welt der österreichischen Beratungs- und Betreuungsstellen und zeigen Ihnen, wie engagierte Menschen aus allen Ecken des Landes täglich alles geben, um andere auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben bestmöglich zu unterstützen.

GEMEINSAM GEGEN DEN MENSCHENHANDEL

Mitten in Wien zu finden, fokussiert sich die Arbeit der diakonischen Initiative für Menschen in Prostitution, auch HERZWERK genannt, auf die Bereiche der Zwangsprostitution und des Menschenhandels. Ein großer Betreuungsaspekt hierbei ist die Vertrauensarbeit. Die Sozialarbeiter der Organisation sind dafür wöchentlich in Laufhäusern und Clubs sowie dem Straßenstrich unterwegs und bieten den Betroffenen Unterstützung an – natürlich diskret und ohne die Sicherheit dieser zu gefährden. Der persönliche Kontakt ermöglicht auch, die Indizien auf Menschenhandel besser zu erkennen und bestenfalls einzuschreiten. Von der Philosophie „Jeder Mensch, egal welcher Herkunft, Tätigkeit, sexueller Ausrichtung oder Religion, ist eine von Gott geliebte und geachtete Person, deren Würde unantastbar ist“ geleitet, hilft HERZWERK dutzenden Frauen und Transgender Personen jährlich in schwierigen Lebenssituationen und reicht den Opfern eine unterstützende Hand beim Ausstieg aus ihrem alten Leben und der Erarbeitung neuer Zukunftsperspektiven.

Egal, wie man sich identifiziert, wo man herkommt oder wie alt man ist – im Kampf gegen den Menschenhandel zählt jede Unterstützung. Als internationale Jugendbewegung, die sich gegen den Menschenhandel in Österreich einsetzt, ist lightup eine wichtige Organisation im österreichischen Beratungsangebot. Das Ziel der Organisation ist klar: auf den Menschenhandel und dessen Strukturen aufmerksam zu machen, um der steigenden Nachfrage im Bereich der Arbeitsausbeutung, Prostitution und Pornografie entgegenzuwirken. Ihre Einsatzgebiete sind dabei so unterschiedlich wie das junge lightup-Team selbst – von Vorträgen an Schulen und Unis über kreative Projekte über das Thema Menschenhandel wie einer Kunstausstellung bis hin zu dem jährlich stattfindenden lightup Charity-Run. Der Fokus liegt stets darauf, durch die Bewusstseinsbildung jüngere Generationen über die ausbeuterischen Verhältnisse aufzuklären und sie zu motivieren, sich proaktiv zu den Themengebieten in der Gesellschaft zu engagieren. Schließlich sind wir im Kampf gegen den Menschenhandel gemeinsam viel stärker.

AUF DER SUCHE NACH ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN

Seit 2011 setzt sich die Organisation FOOTPRINT für Betroffene von Frauenhandel und Gewalt ein. Von einer kostenlosen, anonymen Beratung über die entscheidende Sozial- und Rechtsberatung bis hin zu Deutsch- und Sportkursen – das umfassende Angebot zielt darauf ab, jeder Frau individuelle Zukunftsaussichten aufzuzeigen. Das ist noch lange nicht alles: mit Aufklärungs- und Bildungsarbeit in Form von Vorträgen, Teilnahmen an Podiumsdiskussionen oder Informationsabenden rund um die Themen Frauenhandel und Gewalt schafft das gemischtgeschlechtliche Team von FOOTPRINT Bewusstsein für die Aktualität dieser Probleme.

Zukunftsperspektiven

Auch die Organisation SOLWODI setzt sich für Frauen in schwierigen Lebenssituationen ein. Bestehend aus einem Akronym für „Solidarity for women in distress“ (= Solidarität für Frauen in Not), weist der Name der Beratungsstelle auf den Kompetenzbereich dieser hin: die Unterstützung von weiblichen Opfern des Menschenhandels. Dafür wird auf eine Reihe an Leistungsangeboten zurückgegriffen, unter anderem der kurzfristigen Krisenintervention, mittel- oder langfristigen Beratungsprozessen sowie professionelle Hilfe zur psychischen Stabilisierung und die Unterkunft im Schutzhaus nach dem Ausstieg. Das Ziel ist dabei stets dasselbe: die Frauen in ihrem Weg in eine selbstbestimmte Zukunft zu unterstützen.

Als Spiegel der Frauenmigration in Österreich liegt die Expertise der feministischen Organisation LEFÖ im Bereich der Beratung, Bildung und Begleitung von Migrantinnen zur Verbesserung ihrer Lebenssituation. Basierend auf der Partizipation, dem Empowerment und der Selbstorganisation von Migrantinnen, umfasst das Leistungskonzept der Organisation eine Reihe wichtiger Aspekte: 

DIE UNANTASTBARE WÜRDE DES MENSCHEN

Frauen, Kinder, aber auch Männer sind von Menschenhandel betroffen, insbesondere im Bereich der Arbeitsausbeutung im Baugewerbe, Gastronomie, Reinigung oder Landwirtschaft. Die Organisation MEN VIA legt deshalb den Fokus ihrer Arbeit auf die Unterstützung von männlichen Betroffenen. Seit 2013 berät und betreut das Männergesundheitszentrum Opfer unterschiedlicher Herkunft und Alters bei rechtlichen, medizinischen, psychologischen und sozialen Angelegenheiten und bietet ihnen zudem eine sichere Unterkunft. Dabei werden auch verschiedene Themenbereiche wie Ängste & psychische Probleme, Erziehung & Vaterrolle aber auch Ernährung & Übergewicht aufgegriffen und behandelt.

Im Kampf gegen den Menschenhandel gibt es zahlreiche Arten, diesen zu führen – von der aktiven Betreuung der Betroffenen bis hin zur Beratung von politischen Institutionen für eine strengere Gesetzeslage. Die Plattform WARE-MENSCH fokussiert sich diesbezüglich auf die Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit rund um das Thema Menschenhandel und vernetzt zudem verschiedene Einrichtungen, welche ebenfalls in diesem Bereich arbeiten. Als Initiative der Salvatorianischen Familie in Österreich engagiert sich WARE-MENSCH nicht nur national, sondern auch in Ländern rund um den Globus mit sozialen und humanitären Projekten gegen jegliche Form des Menschenhandels, dessen Ursachen und Folgeerscheinungen. 

Während WARE-MENSCH mit dessen Aufklärungsarbeit einen wichtigen Beitrag für die Bewusstseinsbildung leistet, legen wir bei Hope for the Future unseren Arbeitsschwerpunkt auf die persönliche Interaktion mit Betroffenen. Unter anderem unterstützen wir Personen in Österreich, die von der Zwangsprostitution oder vom Menschenhandel betroffen sind oder waren, bei dem Neustart in ein Leben nach eigenen Regeln. Im Arbeitstraining wie dem Näh-Workshop können unsere Klientinnen in einer sicheren und wertschätzenden Umgebung individuelle Begabungen herausarbeiten, welche ihnen auf ihrem späteren Berufsweg zugutekommen könnten. In den Deutschkursen oder der Textverarbeitung werden ihnen zudem die wichtigsten Grundlagen für die Kommunikation im Alltag mitgegeben. So werden die Betroffenen gemeinsam und persönlich Schritt für Schritt für ein Leben in Freiheit vorbereitet.