Sexuelle Gewalt ist eine Verletzung von Körper und Seele. Die Pandemie hat die Armut in vielen Ländern verschlimmert, auch in vielen unserer liebsten Reiseziele. Jetzt, wo die Menschen wieder reisen können, sind die dort lebenden Kinder besonders gefährdet, Opfer von sexueller Ausbeutung zu werden. Auch als Österreicherin und Österreicher kann man etwas zum Kinderschutz in diesen Ländern beitragen. Auf Reisen ist Sensibilität und Wachsamkeit gefragt, um verdächtige Situationen zu erkennen und zu melden.
GRÖSSTES PROBLEM IST DIE ARMUT
Was macht Kinder so verwundbar? Sie sind abhängig von einem Umfeld, dass sie schützt, in erster Linie von der Familie, aber auch von der Regierung des Landes, in dem sie aufwachsen. Armut ist Hauptrisikofaktor für Kinder und Jugendliche, sexuell ausgebeutet zu werden. Beispielsweise sind Länder, in denen die Einkommensunterschiede zwischen Reisenden und der lokalen Bevölkerung weit auseinandergehen, besonders gefährdet, Zielland von Kindersextouristen zu werden. Auch fehlende Schul- und Berufsausbildung ist ein großes Problem.
PANDEMIE HAT ARMUT VERSTÄRKT
Seit der Covid-19-Pandemie hat sich die wirtschaftliche Situation vieler Familien verschlechtert und somit auch die Lebensumstände zahlreicher Kinder. Die Armut drängt Kinder und Jugendliche wieder in die Kinderarbeit. Im Juni 2021 verzeichnete man 160 Millionen Kinder, die arbeiten müssen. Davon müssen laut der Kinderrechtsorganisation ECPAT 79 Millionen von ihnen gefährliche Arbeit verrichten. Dann gibt es noch die Dunkelziffer. Viele dieser Kinder, die nichts haben und auf sich allein gestellt sind, landen in der Prostitution. Die UN-Kindernothilfe UNICEF spricht von mehreren Millionen Kindern, die gezwungen sind, ihre Körper zu verkaufen.
NICHT WEGSEHEN!
Es gibt ihn, den Kindersextourismus und man darf vor ihm nicht die Augen verschließen. Im Jahr 2018 hat ECPAT gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt ein Informationsvideo zu dem Thema veröffentlicht. Darin wird aufgeklärt, wie Täterinnen und Täter vorgehen und wo man Verdachtsfälle melden kann. Ziel des Videos ist es, alle Reisenden, aber auch alle, die in der Tourismusbranche tätig sind, zu sensibilisieren.
Natürlich ist es immer sinnvoll, sich an die örtliche Polizei zu wenden. Oft gibt es dabei jedoch Sprachbarrieren oder andere Hindernisse. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, auf www.nicht-wegsehen.at auffällige Situationen zu melden. Auch wenn man sich nicht sicher ist, ob es sich tatsächlich um eine Straftat handelt, sollte man das im Zweifelsfall tun. Wenn es sich bei dem beobachteten Szenario eindeutig um ein Delikt handelt, wendet man sich am besten direkt an das Bundeskriminalamt und eben an die lokalen Gesetzeshüter.
AKTUELLE KINDERSCHUTZKAMPAGNE
Auch dieses Jahr hat ECPAT in Kooperation mit anderen Kinderhilfswerken pünktlich zur Hauptreisezeit eine Kampagne gestartet. Und zwar soll mit dem Hashtag „GemeinsamfürKinderschutz“ auf die Gefahr für Kinder in ärmeren Urlaubsländern hingewiesen werden. Aufgrund der Pandemieauswirkungen müssen Reiseveranstalter und Urlauber gerade jetzt an Kinderschutz erinnert werden.
Es ist wichtig zu wissen, dass Täter und Täterinnen überall strafbar sind. Das österreichische Strafrecht gilt auch für sexuellen Missbrauch an Kindern, der im Ausland vollzogen wurde.
AUGEN AUF IN DIESEN LÄNDERN
Dass Kinder auf den Strich gehen, ist leider in vielen Staaten der Fall. Meist gilt: Je ärmer das Land, desto mehr Kinder werden sexuell ausgebeutet. Dies sind die Länder mit den meisten (bekannten) Fällen von Kinderprostitution:
Sri Lanka
Sri Lanka ist durch seinen Plantagensektor berüchtigt für seine hohe Rate an Kinderarbeit und Handel mit Kindern. Die Zahl der Verbrechen gegen Kinder in Sri Lanka stieg 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 64%, so ein UNICEF-Bericht. Durch den ansteigenden Tourismus gibt es immer mehr Kinder, die sexuell ausgebeutet werden.
Thailand
Für wenige überraschend ist auch Thailand in der Liste mit dabei. Im Jahr 2004 waren in dem bei Österreichern beliebten Urlaubsland 800 000 Kinder in der Prostitution. Sextourismus ist in Thailand ein großes Problem und betrifft auch tausende männliche Minderjährige.
Brasilien
In Brasilien gibt es laut “National Forum for the Prevention of Child Labour” eine halbe Million minderjährige Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter. Die Armut und die Arbeitslosigkeit in Brasilien sind sehr hoch, sodass sogar manchmal die Eltern selbst ihre Kinder aus Verzweiflung in die Prostitution bringen.
WIE KANN JEDER EINZELNE ZUM KINDERSCHUTZ BEITRAGEN?
Bei der Buchung von Reisedomizilen sollte man darauf achten, dass man Reiseunternehmen auswählt, welche den „Verhaltenskodex zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung bei Reisen und Tourismus“ unterschrieben haben. Wenn einem im Urlaub ein suspektes Szenarium auffällt, sollte man keinesfalls wegsehen. Es gilt, überall die Augen offenzuhalten, am Strand, in der Hotellobby und in Bars. Unsittliche Berührungen sind ein offensichtlicher Hinweis. Aber auch dezente Gesten wie ein Hände- oder Haar streicheln sollten weiter beobachtet werden. Die Täter fühlen sich in dem Urlaubsland durch die Anonymität oft sicherer, ihre Neigungen auszuleben. Außerdem ist ihr Geld dort mehr wert und sie können sich scheinbar alles kaufen. Wie schon oben erwähnt können Reisende zu jeder Zeit über die Webseite Nicht-Wegsehen verdächtige Situationen an ECPAT beziehungsweise direkt an die Polizei melden. Die Hinweise Außenstehender ist laut Experten von großer Bedeutung, da sich die Opfer selten jemanden anvertrauen.