Kinderarbeit: Darum wird sie immer noch praktiziert

Der 12. Juni ist der Welttag gegen Kinderarbeit. Er soll jährlich darauf aufmerksam machen, dass im 21. Jahrhundert immer noch 160 Millionen Mädchen und Jungen weltweit unter Umständen arbeiten müssen, bei denen weder auf ihre Gesundheit noch ihre Rechte Rücksicht genommen wird.

 AUCH KINDER HABEN RECHTE!

Kinder sind eigenständige Individuen mit speziellen Bedürfnissen, aus denen sich gewisse Rechte ableiten lassen. Aus diesem Grund verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 20. November 1989 die UN-Konvention bezüglich der Rechte des Kindes.

Zehn Forderungen sollen der Anspruch von Kindern auf Überleben, Entwicklung, Schutz und Beteiligung absichern:

  1. Recht auf freie Meinungsäußerung und Beteiligung
  2. Recht auf Gesundheit
  3. Recht auf elterliche Fürsorge
  4. Recht auf gewaltfreie Erziehung
  5. Recht auf besondere Fürsorge und Förderung bei Behinderung
  6. Recht auf Spiel und Freizeit
  7. Recht auf Gleichheit
  8. Recht auf Bildung
  9. Recht auf Schutz im Krieg und auf der Flucht
  10. Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher und sexueller Ausbeutung

WAS IST AUSBEUTERISCHE KINDERARBEIT?

Nichtsdestotrotz ist Kinderarbeit in vielen Regionen dieser Welt eine gängige Praxis, da sie billige Arbeitskräfte darstellen. Damit wird aktiv gegen Artikel 32 der Kinderrechtskonvention verstoßen, in der es heißt, dass Kinder vor wirtschaftlicher Ausbeutung geschützt werden müssen.

Unter „ausbeuterische Kinderarbeit“ fallen sämtliche Formen der Zwangsarbeit, Kinderprostitution und -pornografie, illegale Tätigkeiten (z.B. Drogenschmuggel) sowie der Einsatz von Kindern als Soldaten. Zudem sind Kinder unter 13 Jahren von der Erwerbsarbeit ausgeschlossen und dürfen keine Tätigkeiten verrichten, die ihre Sicherheit, Sittlichkeit oder Gesundheit gefährden.

Kinderarbeiter sind oftmals keine Angestellten, sondern arbeiten an der Seite ihrer Eltern und selbstorganisiert.

WIE VIELE KINDER WERDEN WELTWEIT ZUR ARBEIT GEZWUNGEN?

Im Juni 2021 legte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) einen Bericht über die Situation von Kinderarbeitern vor. Demzufolge arbeiten weltweit 160 Millionen Kinder zwischen fünf und 17 Jahren. Etwa die Hälfte davon arbeitet an gefährlichen Orten wie Steinbrüchen oder kommerziellen Plantagen, leistet Nachtarbeit oder zu viele Arbeitsstunden.

10 Millionen Kinder fristen ein Dasein als Sklaven und werden zu Zwangsarbeit im Haushalt oder in der Landwirtschaft gezwungen. Sie werden verkauft und gehandelt, aber auch sexuell ausgebeutet. Da Kinderehen als Sklaverei gehandelt werden, zählen auch diese zur ausbeuterischen Kinderarbeit.

WARUM KINDER ÜBERHAUPT ARBEITEN MÜSSEN

Die primäre Ursache für Kinderarbeit ist Armut. Somit haben Kinder aus den ärmsten Regionen der Welt oft keine andere Möglichkeit, ihr Überleben zu sichern, als sich als Arbeitskraft zu verkaufen. Eine Pandemie, Konflikte und Naturkatastrophen sind Faktoren, die die wirtschaftlich prekäre Situation weiter zuspitzen, beispielsweise weil die Eltern dabei umkommen.

Generell laufen Waisen und Halbwaisen am häufigsten Gefahr, Kinderarbeit leisten zu müssen. In anderen Fällen geraten Kinder in Schuld-Knechtschaft oder werden Opfer von Entführungen oder Menschenhandel.

LÄNDER UND REGIONEN, IN DENEN KINDERARBEIT HÄUFIG VORKOMMT

Wenig überraschend müssen vor allem jene Kinder unfreiwillig arbeiten, die in den ärmsten Ländern der Welt leben. Südlich der Sahara auf dem afrikanischen Kontinent gibt es rund 87 Millionen arbeitende Kinder. Das bedeutet, dass jedes vierte Kind keine Chance auf eine normale Kindheit hat. In Kriegs- und Krisengebieten sind sogar über 30 Prozent von ihnen betroffen.

Schlechte Bildungssysteme führen dazu, dass unzählige Kinder keine Schule besuchen können, zum Beispiel, weil es nicht leistbar ist. Mädchen werden aufgrund ihres Geschlechts in vielen Regionen dieser Welt als minderwertig betrachtet, weshalb sie grundsätzlich keine Schulbildung erhalten und stattdessen von klein auf als Arbeitskraft ohne Rechte behandelt werden.

Verdienen die Eltern nicht genug Geld und gibt es keine soziale Absicherung, werden Kinder in die Erwerbsarbeit gedrängt, um die Familie zu unterstützen. Diejenigen, die davor eine Schule besucht haben, kehren in den meisten Fällen nicht mehr dorthin zurück. Ohne Bildung und ohne Schulabschluss werden sie als Erwachsene kaum eine Chance auf eine gut bezahlte Erwerbsarbeit haben.

Viele Arbeitgeber beschäftigen bewusst Kinder, weil sie dadurch niedrige Löhne zahlen können und diese sich nicht gewerkschaftlich organisieren können. In den meisten armen Ländern haben diese Unternehmen vor Behörden oder Polizei nichts zu befürchten, denn die sind entweder zu schwach oder profitieren von der ausbeuterischen Arbeit.

HINTER VIELEN PRODUKTEN STECKT KINDERARBEIT

Als billige Arbeitskräfte sind Kinder in vielen Bereichen anzutreffen. Häufig arbeiten sie direkt am Anfang der Lieferkette, wo sie Rohstoffe anbauen und fördern. Kinderarbeiter verteilen sich auf drei Sektoren: Landwirtschaft (70,9 Prozent), Dienstleistungen (17,2 Prozent) und Industrie (11,9 Prozent).

Sie pflücken Kakao, Kaffee oder Orangen und helfen ihren Eltern dabei, das Vieh zu hüten und das Feld zu bearbeiten. Außerdem schürfen sie nach Mica, einer Gruppe von Mineralien. Dies wird für die Herstellung von Autos, Elektronik und Kosmetik benötigt. Auch die Mode- und Textilindustrie kommt ohne Kinderarbeit nicht aus: Sie sind es, die auf dem Feld Baumwolle ernten.

KINDERARBEIT VERBIETEN – MACHT DAS SINN?

2014 wurde in Bolivien ein Gesetz verabschiedet, das Kinderarbeit ab dem zehnten Lebensjahr ausdrücklich erlaubt. Argumentiert wurde dahingehend, dass Kinder in Ländern mit niedrigen Einkommen arbeiten müssen, um überleben zu können. Durch das Gesetz würde verhindert, dass sie in die Illegalität abdriften und dadurch noch stärker ausgebeutet würden. Kritiker weisen allerdings darauf hin, dass damit quasi Pandoras Büchse geöffnet und der Schutz von Kindern langfristig geschädigt würde.

Nicht jede Tätigkeit, die Kinder leisten können, ist verwerflich. Doch sobald die Arbeit sich ausbeuterisch oder gar gefährlich gestaltet, der Schulbesuch unmöglich gemacht wird oder die Entwicklung eines Kindes in irgendeiner Form behindert wird, muss sie unterbunden werden. Insbesondere vor dem Grauen der Prostitution und der Sklaverei müssen Kinder unbedingt geschützt werden!

EFFEKTIVE MASSNAHMEN GEGEN KINDERARBEIT

Die Abschaffung von Kinderarbeit ist überaus komplex, denn das Problem muss bei der Wurzel gepackt werden. Tieferliegende Ursachen in den jeweiligen Ländern können nur durch die aktive Intervention der Regierungen beseitigt werden. Bildungsinstitutionen, Gewerkschaften sowie Hilfsorganisationen können hierbei unterstützend tätig werden.

Um Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen, braucht es Investitionen in Bildung. Der Schulzugang darf nichts kosten und die Lehre muss qualitativ hochwertig sein. Erwachsene müssen Löhne beziehen, die ihre Existenz und die ihrer Kinder absichert. Auch eine soziale Absicherung in Form von Kranken- oder Arbeitslosenversicherung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit von Kindern.

WIE KANN ICH ALS INDIVIDUUM HELFEN?

Zwar darf die Verantwortung nicht gänzlich auf den Konsumenten abgewälzt werden, aber mit bewusstem Konsum kannst du aber trotzdem Gutes tun. Unterstütze und kaufe Produkte aus fairem Handel, die mit einem seriösen Sozialsiegel gekennzeichnet sind. Tipps zu einem Konsum, der frei von Kinderarbeit ist, findest du hier.