Das Schwedische Modell

Das Schwedische Modell bezeichnet eine Lösung, bei der Prostitution verboten ist, sich der Käufer von Sex, nicht die Person, die sich prostituiert, strafbar macht. Benannt ist es nach dem Herkunftsland Schweden, doch mittlerweile hat dieser Ansatz in mehreren Ländern auf der Welt Anklang gefunden. Dennoch gibt es Kritik.

Die Ursprünge des Schwedischen Modells

Schweden war 1998 das erste Land der Welt, das ein Sexkaufverbot etabliert hat. Der diesem Modell zugrunde liegende Gedanke ist, dass jede Form von Prostitution Ausbeutung bedeutet. Das Schwedische Modell war damals Teil eines Gesetzespakets namens „Frauenfrieden“, mithilfe dessen man Gewalt gegen Frauen entgegenwirken wollte.

Daher wird diese Idee oft als das „Schwedische Modell“ oder das „Nordische Modell“ benannt. Dieser Zugang zu Prostitution beruht auf vier Säulen: Entkriminalisierung der Prostituierten, Kriminalisierung der Sexkäufer/Zuhälter, Aufklärung der Bevölkerung und Finanzierung von Ausstiegsprogrammen für Prostituierte. Dieser letzte Aspekt wird in der öffentlichen Diskussion oft vernachlässigt, obwohl er wichtig dafür ist, dass Prostituierten reelle Alternativen zur Verfügung stehen.

Unterschiedliche Länder, unterschiedliche Ansätze

Einige Länder haben das Schwedische Modell schon in die Praxis umgesetzt: Schweden, Norwegen, Island, Kanada, Frankreich, Irland, und Israel.

In Israel beispielsweise wurde einstimmig beschlossen, ein Sexkaufverbot ab Mitte 2020 einzuführen. Der Beschluss erfolgte Ende 2018, jedoch mit eineinhalb Jahren Verzögerung, um Öffentlichkeitsarbeit und Programme für Prostituierte, die aussteigen möchten, zu entwickeln. Eine Befragung ergab, dass sich 76 % der 14.000 in Israel tätigen Prostituierten wünschen, die Prostitution hinter sich zu lassen.

Weil das Sexkaufverbot in manchen Ländern, allen voran Schweden, schon eine Weile existiert, gibt es bereits erste Evaluierungen der Maßnahmen. Einer schwedischen Studie ist zu entnehmen, dass die Straßenprostitution deutlich zurück ging und es weniger Menschenhandel in Schweden gibt, weil Menschenhändler abgeschreckt werden. Allerdings wurden diese Ergebnisse immer wieder mit Skepsis betrachtet. Auch in Norwegen zeigte sich eine reduzierte Nachfrage, aber auch gesunkene Preise für Sex und statt einheimischer, mehr ausländische Käufer.

Darüber hinaus zeigen neue Länder Interesse am Schwedischen Modell: Beispielsweise in Deutschland gibt es immer wieder Politiker, die diesen Ansatz bevorzugen.

Manche Nationen gehen den entgegengesetzten Weg – Neuseeland hat Sexarbeit liberalisiert und zählt zu seinen Erfolgen, dass Prostituierte sich durch die Gesetzgebung geschützt fühlen. Der neuseeländische Zugang hat ein dem Schwedischen Modell entgegengesetztes Ziel, nämlich dass Prostitution ein regulärer Geschäftszweig mit arbeits- und sozialrechtlichem Schutz wird.

Wem hilft das Schwedische Modell?

Obwohl das Schwedische Modell quasi von Frauenrechtlerinnen erfunden wurde, erntet es oft Kritik. Zuerst einmal aufgrund der Tatsache, dass es Menschen gibt, die es in Ordnung finden, Sex zu verkaufen und zu kaufen, sofern niemand dazu gezwungen wird.

Allerdings gibt es auch komplexere Kritikpunkte. Dem Schwedischen Modell zufolge macht sich nicht nur der Käufer strafbar, sondern gegebenenfalls auch jemand, der Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Das bedeutet, dass Prostitution immer mehr im Untergrund oder in Privatwohnungen stattfindet oder sogar, dass Prostituierte aus der Wohnung geworfen werden, weil sich die Vermieter nicht strafbar machen wollen.

Darüber hinaus bedeutet die Straffreiheit für Prostituierte nicht, dass sie in der Gesellschaft akzeptiert werden. Beispielsweise riskiert eine Mutter, die sich prostituiert, ihre Kinder zu verlieren, weil davon ausgegangen wird, dass es sich um keine kinderfreundliche Umgebung handeln kann.

Selbst die Programme, die den Ausstieg unterstützen sollen, können problematisch sein. So werden nur Prostituierte unterstützt, die aussteigen wollen, aber man verteilt beispielsweise keine Kondome, weil solche Aktionen als “Förderung von Prostitution” gesehen werden.

Kritiker des Schwedischen Modells sind u.a. angesehene Organisationen wie Amnesty International oder auch der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V.

Insgesamt ist das Schwedische Modell also ein Versuch, Prostituierte zu schützen und bei einem Neuanfang zu unterstützen. Ob dies gelingt, bleibt offensichtlich umstritten.

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