Wie gerecht ist die Strafjustiz? Die erschreckende Straffreiheit von Menschenhändlern

In ihrer aktuellsten Veröffentlichung zum Thema Menschenhandel berichtet die UNODC (2022), dass zunehmend weniger Menschenhändler strafrechtlich verurteilt werden. Neben implizierter Immunität stellte die UNODC (2022) ebenfalls fest, dass aktuelle globale Krisen wie der Klimawandel, die COVID-19-Pandemie und bewaffnete Konflikte, vor allem der Krieg in der Ukraine, die Gefahr des Menschenhandels verschärfen. Die UNODC (2022) fordert daher verstärkte Unterstützung für betroffene Länder und Bevölkerungen durch die Stärkung von Institutionen und die Bereitstellung humanitärer Hilfe. 

Strafjustiz

Trotz steigender Opferzahlen fand die UNODC (2022), dass vergleichsweise äußerst wenige Menschenhändler strafrechtlich verfolgt werden. Die Zahl der strafrechtlichen Verurteilungen sank von 7.300 Verurteilungen in 2017 auf 2.300 Verurteilungen in 2020. Diese Zahlen sind erstaunlich niedrig, wenn man bedenkt, dass im Jahr 2020 insgesamt 47.000 Menschen dem Menschenhandel zum Opfer gefallen sind, und 39 % von ihnen zu Zwangsarbeit oder Zwangsprostitution gezwungen wurden. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass die Dunkelziffer der Opfer des Menschenhandels wesentlich höher ist. 

Der Report der UNODC (2022) zeigt außerdem, dass die Anzahl der Verurteilungen wegen Menschenhandelsdelikten in Südasien um 56 %, in Mittelamerika um 54 %, und in Südamerika um 46 %, am stärksten zurückgegangen sind. Diese Prozentsätze liegen deutlich über dem weltweiten durchschnittlichen Rückgang von 27 % im Vergleich zum Vorjahr. Darüber hinaus registrierte die UNODC (2022) nicht nur weniger Verurteilungen, sondern auch niedrigere Opferzahlen in Afrika südlich der Sahara und in Südasien, was wiederum auf ein hohes Maß an Straflosigkeit schließen lässt. 

Ein weiteres erwähnenswertes Problem ist, dass geschlechtsbedingte Diskriminierung weit verbreitet zu sein scheint. Nach Angaben des UNODC (2022) werden Frauen, gegen die wegen Menschenhandels ermittelt wird, mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit verurteilt als Männer. 

Bewaffnete Konflikte und Instabilität

Auch bei bewaffneten Konflikten spielt Gender eine wichtige Rolle. Weibliche Vertriebene oder Flüchtlinge sind besonders anfällig, Opfer des Menschenhandels und sexueller Ausbeutung zu werden. Aber auch Männer sind betroffen, da bewaffnete Konflikte und politische Instabilität neue Möglichkeiten für Menschenhändler schaffen, die Vulnerabilität vertriebener Menschen auszunutzen. Die UNODC (2022) stellte außerdem fest, dass Ukrainer, insbesondere Frauen und Kinder, einem unverhältnismäßig hohen Risiko ausgesetzt sind, Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung zu werden. 

COVID-19-Pandemie 

Neben der Zunahme bewaffneter Konflikte bringt auch die COVID-19-Pandemie neue Herausforderungen. In ihrer Eröffnungsrede warnt die UNODC-Exekutivdirektorin Ghada Waly (2022), dass “die Pandemie die Anfälligkeit für Menschenhandel erhöht und den Kapazitäten zur Rettung von Opfern und zur Strafverfolgung von Kriminellen geschadet”. Die Zahl der registrierten Opfer ist seit 2019 um 11 % zurückgegangen, was darauf zurückzuführen ist, dass z.B. Zwangsprostitution angesichts der Schließung vieler Clubs und Bars in weniger sichtbare Bereiche verlagert wurde UNODC (2022)

Klimawandel 

Eine weitere globale Krise, die das Risiko des Menschenhandels erhöht hat, ist der Klimawandel. Infolge von Naturkatastrophen und fortschreitender Umweltzerstörung werden zunehmend Menschen gezwungen sein zu migrieren. Dies bietet neue Möglichkeiten für Menschenhändler, Klimaflüchtlinge auszubeuten. Im Jahr 2021 mussten circa 23,7 Millionen Menschen ihre Heimat aufgrund von klimabedingten Naturkatastrophen verlassen. Diese Zahl wird in der Zukunft kontinuierlich steigen (DW 2023). Außerdem, angesichts der unverhältnismäßigen Auswirkungen des Klimawandels, werden vor allem Menschen im globalen Süden gefährdet sein. 

Die jüngsten Herausforderungen in der globalen Politik, die COVID-19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und der Klimawandel, haben dazu geführt, dass bereits vulnerable Bevölkerungsgruppen zunehmend anfälliger sind, Opfer des Menschenhandels zu werden. Daher ist es nicht nur absolut notwendig, das Strafjustizsystem zu reformieren, um Straffreiheit von Menschenhändlern zu beenden, sondern auch humanitäre Hilfe und Entwicklung für vertriebene Menschen in der ganzen Welt zu leisten. 

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