Wie freiwillig ist Prostitution wirklich?

Prostitution bezeichnet das Anbieten sexueller Leistungen gegen Bezahlung. In Österreich sind es rund 8.000 gemeldete SexarbeiterInnen *, die in dieser Branche tätig sind. Die Beweggründe als Prostituierte zu arbeiten sind vielfältig. Mit Freiwilligkeit hat dies bei genauerer Betrachtung nur in seltenen Fällen zu tun.
Bei Inanspruchnahme von sexuellen Dienstleistungen geht es rein um die Erfüllung der Wünsche des Sexkäufers. Bestimmt gibt es SexarbeiterInnen, die ihre Dienste aus freien Stücken heraus anbieten. Escort Damen, die zu Geschäftsessen und danach ins Hotelzimmer begleiten.

Oder Dominas, die in BDSM Studios einen Rahmen bieten, in welchem Kunden ihren Fetisch ausleben können. Die Kunden sucht sie sich natürlich selbst aus. So weit, so gut. Die Wünsche des Sexkäufers werden erfüllt. Keine Frage, es gibt Personen, die gerne freiwillig sexuelle Dienstleistungen verkaufen. 

Wie steht es nun um Kunden, die Sex kaufen und ihre Lust und Phantasien mit Prostituierten ausleben wollen? Dieser Weg führt in Bordelle, Laufhäuser oder an den Straßenstrich. Wieder geht es um die Erfüllung sexueller Wünsche. Wieder um die, des Sexkäufers. Nicht um die, der Prostituierten. Kunden bekommen alles, was sie wünschen. Mit sexueller Freiheit hat Prostitution in diesem Bereich also kaum etwas zu tun! Und auch die scheinbare Freiwilligkeit von sexuellen Dienstleistungen kann in Frage gestellt werden – zumal es oft die äußeren Umstände sind, die Menschen dazu bringen, ihre Körper zu verkaufen. 

Prostitution aus Armut heraus ist nicht freiwillig – und der Ausstieg schwer

Die Beweggründe als Prostituierte zu arbeiten sind vielfältig. Durchsucht man das Internet nach einer Antwort, findet man häufig das Wort Geld als Motivation dafür. War auch irgendwie klar, denn wer arbeitet verdient Geld. Geld, mit dem Prostituierte ihre Familien im Heimatland ernähren können. Die meist aus dem Ausland stammenden Frauen, bieten somit aus finanzieller Notlage heraus ihren Körper zum Verkauf an. Wie freiwillig Prostitution vor diesem Hintergrund ist, ist fragwürdig.

Frauen, die aus einer finanziellen Notlage heraus Prostitution anbieten, wollen dies nur für eine gewisse Zeit tun. Aber der Ausstieg kann sich schwierig gestalten: Niedriger Bildungsstandard, wenig Selbstachtung, emotionale Abhängigkeit zu Bordellbesitzern, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit, Traumatisierung, fehlende Perspektive auf einen anderen Beruf und vieles mehr, können Gründe sein, im Sex-Dienstleistungs-Sektor zu bleiben. Wie freiwillig ist das Anbieten von Sex-Dienstleistungen, wenn Prostituierte keine andere Möglichkeit haben, aus dem Rotlicht Milieu zu entkommen?

Generell ist es schwierig die vermeintlich freiwillige Prostitution von der Zwangsprostitution zu unterscheiden. Vor allem, weil alles im gleichen Umfeld stattfindet. 

Illegale Prostitution ist nicht freiwillig

Nicht nur aus finanzieller Not heraus prostituieren sich Frauen (und wenige Männer) – von denen die meisten aus dem Ausland stammen. Ebenso kommt es vor, dass sie unter Vorspieglung falscher Versprechen nach Österreich gelockt oder an Menschenhändler verkauft und über die Grenze geschleppt werden. Ohne Ausweis und Dokumente befinden sie sich in der illegalen Zwangsprostitution wieder.

Gewalt, Zuhälterei, Diskriminierung und Missbrauch stehen an der Tagesordnung. Den Prostituierten wird gesagt, was sie zu tun und wie sie sich zu verhalten haben. Dies hat nichts mit Freiwilligkeit zu tun!

Erschreckenderweise ahnen Sexkäufer auch oftmals, dass die Prostituierte ihre Arbeit nicht freiwillig macht – sehen dann aber auch gleich über diesen Umstand hinweg. Die SexdienstleisterInnen lassen das über sich ergehen, was der Freier möchte – egal wie erniedrigend es ist. Daher grenzen sie sich mental während des Aktes ab – koppeln ihre Empfindungen ab. In der Fachsprache wird dieser Zustand Dissoziation genannt. Was als Schutzmechanismus eingesetzt wird, kann auf lange Sicht zu schweren psychischen Problemen führen. Alkohol- und Drogenmissbrauch kommen hinzu. Damit schließt sich der Teufelskreis. Prostituierte benötigen Geld, um die Sucht zu finanzieren. Dafür verkaufen sie ihren Körper – wieder und wieder. Selbst wenn der Ausstieg aus der illegalen Prostitution geschafft wird, arbeiten die Prostituierten im Rotlicht Milieu weiter.

Prostitution ist keine Arbeit wie jede andere

Prostitution ist als Arbeit anerkannt, ein legaler Beruf also. Und auch die Sexdienstleistung wird legal angeboten – zumindest macht es den Anschein. Ist Prostitution also eine Arbeit wie jede andere? Oftmals nicht. Diese Arbeit befriedigt nicht und ist selten selbstbestimmt. Viele Prostituierte leben in permanenter Angst. Angst davor, zu wenig Geld zu verdienen. Angst vor gewalttätigen Freiern. Angst vor Zuhältern oder abgeschoben zu werden. Zu geringem oder kaum vorhandenem Selbstwert gesellen sich körperliche Beschwerden, durch den Konsum von Drogen, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch. Schaffen es Prostituierte aus der Zwangsarbeit, bleiben sie jedoch meist in der Branche weiterhin tätig. Selbstständig – auch wenn sich hier die Frage stellt, wie freiwillig Prostitution ist, wenn diese von äußeren Faktoren – wie aus Armut heraus oder aufgrund einer Suchterkrankung – bestimmt wird. 

„Sie hätte doch auch etwas anderes machen können“, sind oftmals unüberlegte Aussagen. Allerdings haben die oftmals traumatisierten, obdachlosen Prostituierten keine andere Wahl, als einfach in dieser Schiene weiterzuarbeiten. Vor allem für illegale Prostituierte. Sie haben meist keine eigene Wohnung, wenig bis keine Deutschkenntnisse, keine Kontakte außerhalb des Milieus. Und für einen Neustart fehlt das nötige Kleingeld. Ein Ausstieg scheint schier unmöglich – zumindest ohne Hilfe von außen. Hier kommt HOPE FOR THE FUTURE ins Spiel: Betroffenen wird durch verschiedene Programme geholfen, einen Ausweg zu finden.

Neustart mit HOPE FOR THE FUTURE

HOPE FOR THE FUTURE unterstützt AussteigerInnen aus Prostitution und Opfer von Menschenhandel und erarbeitet gemeinsam mit ihnen Schritte für einen beruflichen Neuanfang. Mittels Sprachkurse, Arbeitstraining und dem Erlernen der Grundlagen der Textverarbeitung, sollen Betroffene auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Weitere Infos dazu unter: https://www.hopeforthefuture.at/de/angebote-fur-betroffene/

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