Sklavenarbeit „Made in China“ – Zwangsarbeit in chinesischen Gefängnissen

Billig, billiger, am billigsten – dass Unternehmen in China kostengünstig produzieren können, ist allseits bekannt, leider auch, dass die Arbeitsbedingungen weitaus schlechter sind als für europäische Standards. Investigationen und Zeugen zufolge wird in chinesischen Gefängnissen gar moderne Sklavenarbeit betrieben – die Insassen produzieren höchstwahrscheinlich auch Waren, die es bei uns zu kaufen gibt.

In Chinas Gefängnissen sitzen nicht nur Verbrecher. Die chinesische Regierung duldet keine Kritik oder gar Rebellion gegen ihre Vorgehensweisen, als Konsequenz dafür drohen Haftstrafen. Unter den Häftlingen sind also zahlreiche MenschenrechtsaktivistInnen, VerfechterInnen der Demokratie und KritikerInnen von Regierungsmitgliedern. Aber nicht nur das Regime profitiert von den vielen Inhaftierungen – auch die Wirtschaft. Denn Chinas Gefängnisse sind zugleich Arbeitslager, wo die Verurteilten bis zu 15 Stunden am Tag unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Direkt am Gefängnisgelände werden riesige Mengen an Waren zum Export in die ganze Welt hergestellt.

Der Engländer Peter Humphrey ist Zeuge für diese Zustände. Er war selbst zwei Jahre in einem Gefängnis in Shanghai inhaftiert. Davor war er als Privatdetektiv für ein westliches Unternehmen tätig und einem Mitglied der kommunistischen Partei auf der Spur. Das Urteil fiel ohne einen transparenten, fairen Prozess – faire Gerichte gibt es laut Humphrey in China nicht. Meist wird von den Angeklagten ein Geständnis erzwungen, welches zur Abschreckung über das staatliche Fernsehen übertragen wird.

Ein weiterer Zeuge aus Rumänien, der seinen Namen aus Furcht nicht nennen möchte, erzählt in einer Dokumentation vom Alltag in so einem Gefängnis. Die Erinnerungen an den Aufenthalt traumatisieren ihn noch heute. Jeden Morgen musste man vor den Gefängniswärtern niederknien und je nach deren Launen willkürliche Gewalt über sich ergehen lassen. Dann wurden die Häftlinge wie Vieh zu den Fabriken getrieben, die sich direkt auf der Gefängnisanlage befanden. Geschuftet wurde 12-15 Stunden am Tag, erzählt er. Eine Krankheit war kein Grund, nicht zu arbeiten. Weigerte man sich oder war körperlich nicht imstande, wurde man in Einzelhaft gebracht und mit Gurten festgeschnallt. Auch von Elektroschocks und Schlägen ist die Rede.

Der Nobelpreisträger, Schriftsteller und Anführer einer Bürgerrechtsbewegung Liu Xiaobo starb während seiner 11-jährigen Haft in einem chinesischen Gefängnis an Krebs. Zuvor hatten mehrere Länder – darunter die USA, Kanada, Frankreich und Taiwan – angeboten, Liu aufzunehmen, um ihn zu behandeln, doch China lehnte ab. Es ist unklar, ob er in Haft überhaupt eine ordentliche Krebsbehandlung bekam. Die Umstände rund um seinen Tod wurden nie vollständig aufgeklärt.

Offiziell gibt es solche Zwangsarbeitslager in China nicht mehr, doch einige Ex-Häftlinge bezeugen ihre Existenz. Die Standorte der meisten Gefängnisse werden streng geheimgehalten.

Ein weiterer Zeuge, ein europäischer Geschäftsmann verbrachte wegen Handelsbetrug acht Jahre in einem chinesischen Gefängnis. Er lebt mittlerweile in Bangkok, will aber anonym bleiben, da die Angst vor der chinesischen Regierung ihn immer noch plagt. Er erzählt in einem Interview, was er über die Produktionskette zwischen den westlichen Firmen und den chinesischen Gefängnissen während seiner Haft und danach herausgefunden hat. Von Grußkarten, Kunstblumen, Etiketten für Kleidungsstücke, bis hin zu Pharmaprodukten wie FFP-2-Masken oder Schwangerschaftstests wird laut diesem Zeugen so ziemlich alles in den Gefängnissen hergestellt – die Gefängnisse erwirtschaften immense Gewinne für inländische und ausländische Firmen. Wieviel die uns bekannten europäischen Unternehmen, welche in China produzieren, von dieser Zwangsarbeit in Gefängnissen wissen, ist unklar. Peter Humphrey meint, es sei für westliche Firmen fast unmöglich, herauszufinden, welche Produkte unter solchen inakzeptablen Bedingungen entstehen. Die Gefängnisse in China sind versteckt und für Fremde nicht zugänglich, daher sei es sehr schwer, die undurchsichtigen Geschäftsverbindungen nachzuvollziehen.

Im Jahr 2019 sorgte eine Weihnachtskarte für Aufsehen, welcher ein anonymer Hilferuf beigelegt wurde. Ein Kind in Großbritannien hatte einen kleinen handgeschriebenen Notizzettel im Kuvert entdeckt, auf dem stand, dass diese Grußkarte unter Zwang hergestellt wurde und dass man sich bitte an eine NGO wenden solle, um den Menschen in den chinesischen Gefängnissen zu helfen. Peter Humphrey erfuhr davon, besuchte und befragte dieses Mädchen – daraufhin wurde ihm vorgeworfen, das ganze inszeniert zu haben. Ob die Botschaft echt war, konnte man nicht beweisen, aber es sind bereits mehrere solche Botschaften weltweit aufgetaucht, beispielsweise auch in der Verpackung eines in China produzierten Schwangerschaftstests.

Die Aktivistin und Autorin Amelia Peng reiste nach Shanghai, gab sich bei mehreren Gefängnissen, welche sie mühevoll ausfindig gemacht hatte, als internationale Geschäftsfrau aus und spielte Interesse an einem Deal vor. Die Köder bissen an und somit liefert sie die ersten Beweise der Zwangsarbeit in den Gefängnissen. Sie hat ein Buch über ihre Erkenntnisse verfasst, welches den Titel „Made in China“ trägt. Doch leider hat man auf die Strukturen, die in China herrschen, wenig Einfluss. Selbst die „Superreichen“ Chinas, die sich vielleicht ein anderes, gerechteres China wünschen würden, sind machtlos und haben großen Respekt vor dem Regime.

Die EU beschloss letztes Jahr das „Lieferkettensorgfaltsgesetz“ – zwar ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die menschenrechtswidrige Zwangsarbeit, aber bei weitem noch keine Lösung. Europäische Unternehmen sind laut dem Gesetz zur Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet und haben sicherzustellen, dass ihre Waren nicht unter Zwangsarbeit hergestellt werden. Dafür müssen sie Präventionsmaßnahmen ergreifen – allerdings nur soweit, wie es in ihrer Macht steht und über die Grenzen Chinas hinaus haben sie in Wahrheit keinen Einfluss darauf, von wem und unter welchen Bedingungen ihre Waren hergestellt werden. Gar nicht mehr in China zu produzieren, ist zurzeit leider ein wirtschaftlich sehr unrealistisches Wunschdenken.

Die Enthüllungen über moderne Sklavenarbeit in chinesischen Gefängnissen werfen einen bedrückenden Schatten auf die globale Lieferkette. Diese beunruhigende Realität erfordert, dass auf dieses große Problem aufmerksam gemacht wird, aber auch wieder einmal eine kritische Auseinandersetzung mit der Herkunft unserer Konsumgüter. Am besten ist es, lokale Produkte zu kaufen, um sicherzugehen, dass man die Missstände in den chinesischen Gefängnissen nicht unterstützt.

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