Kinderarbeit: Ein trauriger Entwicklungstrend

Egal wie es manche zu drehen und wenden versuchen: Kinderarbeit ist nicht schönzureden. Sie beraubt Mädchen und Jungen ihrer Kindheit und sowohl ihre psychische sowie physische Gesundheit trägt meist langfristige Schäden davon. Warum existiert sie also weiterhin? In Teil 2 unserer Artikelserie beleuchten wir, wie es überhaupt zu Kinderarbeit kommt, wie die Covid-19-Pandemie zu einem Anstieg der ausbeuterischen Bedingungen führte und was die Länder dieser Welt tun, um diesem traurigen Entwicklungstrend Einhalt zu gebieten.

Alles eine Frage des Geldes

Mal ist die Ausbeutung von Kindern mit dem bloßen Auge erkennbar, mal findet sie versteckt vom Rest der Welt statt. Aber das sie stattfinden, und zwar auf jedem Kontinent, lässt sich nicht bestreiten. Die Gründe für Kinderarbeit sind dabei so vielfältig wie die Ausbeutungsarten selbst, aber eine Ursache dominiert: die materielle Armut. Je weniger Möglichkeiten Erwachsene haben, um den eigenen Haushalt finanziell zu unterstützen und sozial abzusichern, umso größer ist das Risiko, dass auch die Kinder mithelfen müssen. Die Mitarbeit der Kinder geht dabei auch nicht selten mit einem Abbruch der Schulkarriere einher, wodurch sie erst recht ausbeuterischen Arbeitssituationen ausgeliefert sind.

Apropos Schule: Das Bildungssystem wirkt sich ebenfalls darauf aus, wie stark die Kinderarbeit in einer Region vertreten ist. Überfüllte Klassenräume, schlecht ausgebildete Lehrkräfte, kostspielige Schulgebühren und -utensilien sind mitunter die Hauptgründe, warum aktuell mehr als 260 Millionen Kinder – insbesondere welche, die aus armen Familien stammen – keine adäquate Bildung erhalten. Bewaffnete Konflikte in Kriegsgebieten verstärken dabei die ohnehin schon erschreckend hohe Zahl an Nichtschulbesuchende und Schulabbrechende, welche von der Kinderarbeit betroffen sind oder es in Zukunft noch werden könnten. Wer ein Blick in Gegenden der Welt wirft, welche häufig von Wetterextremen heimgesucht werden, erkennt zudem: Auch der Klimawandel steht in Korrelation zur Anzahl an Kinderarbeitern. Ernteausfälle & Co. stellen Kleinbauern oftmals vor schwere finanzielle Probleme. Um diese auszufedern, helfen die Kinder nicht selten am Feld mit oder nehmen gefährliche Arbeiten in umliegenden Dörfern an, um etwas dem Familieneinkommen beisteuern zu können. So unterschiedlich aber die Gründe für die Kinderarbeit sind, eines haben sie gemeinsam: Sie alle könnten behoben werden – wenn sich die Politik ihrer annehmen würde. 

Auswirkungen der Covid-19-Pandemie 

Wo Kinderarbeit herrscht, werden weltweit geltende Kinderrechte einfach ignoriert. Aktuell ist das mehr als 160 Millionen Mal der Fall, denn genau so viele Kinder sind Opfer von ausbeuterischer Kinderarbeit. Eine Zahl, welche durch die Pandemie erstmals seit zwei Jahrzehnten gestiegen ist. Der Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (kurz: ILO) und des Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF zeichnet dabei ein besonders besorgniserregendes Bild. Während in den Jahren 2000 bis 2016 durch diverse Maßnahmen in Bereichen wie Bildung, Justiz oder Sozialschutz die Anzahl von Mädchen und Jungen in der Kinderarbeit um 94 Millionen reduziert werden konnte, resultierten die Arbeitsplatz- und Einkommensverluste in der Coronazeit in einem deutlichen Anstieg der Opferzahlen. Der Grund: In Krisenzeiten haben viele Familien auf Kinderarbeit als Bewältigungsmechanismus zurückgegriffen.

Außerdem haben die Schulschließungen während der Abriegelung das Risiko erhöht, dass Mädchen und Jungen ihre Eltern zusätzlich finanziell unterstützen müssen – insbesondere Kinder in gefährdeten Situationen, da sie noch eher arbeiten, wenn die Schule keine Option ist. Und das waren nicht wenige: Von pandemiebedingten Schulschließungen waren weltweit schließlich über 90 % der Schüler betroffen, und 463 Millionen Schüler konnten wegen fehlender Ausstattung zudem nicht mal am Fernunterricht teilnehmen. Damit nicht genug: Wenn Kinder die Schule verlassen und einer bezahlten Beschäftigung nachgehen, ist es in der Regel sehr schwierig, dass sie ihre Schulausbildung wieder aufnehmen. Ohne einer Reaktion der Politik kann sich der Bildungsnotstand leicht in einen Notstand bei der Kinderarbeit verwandeln. 

Agenda 2030

Sei es durch die Verbesserung von Gesetzen oder durch verstärkte Förderung von Schulbildung für Kinder sowie menschwürdiger Arbeit für Erwachsene: Wenn Arbeitslosigkeit und Armut und infolgedessen die Kinderarbeit zunehmen, ist die Politik gefragt. Die Maßnahmen unterscheiden sich dabei von Land zu Land und sind zumeist den nationalen Gegebenheiten angepasst, aber auch auf internationaler Ebene gibt es verschiedene Übereinkommen und Investitionen, die sich direkt mit Kinderarbeit befassen. 

So hat beispielsweise UNICEF gemeinsam mit Save the Children und der UN Global Compact Grundsätze erarbeitet, die Unternehmen darauf hinweist, wie sie Kinderrechte schützen und fördern können. Dazu gehört auch, dass Unternehmen aktiv dafür sorgen, dass ihre Wertschöpfungskette frei von Kinderarbeit ist.

Auch spezifische Maßnahmen wie das TACKLE Projekt oder das CLEAR Cotton Projekt zielen darauf ab, Kinderarbeit abzuschaffen. Fokuspunkt dieser Projekte ist dabei der Bildungsbereich. Als eines der wirksamsten Mitteln zur Bekämpfung der Kinderarbeit, hilft die Bildung dabei, Kinder aus den ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen zu holen und ihnen so alternative Ausbildungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die ihren und den Lebensunterhalt ihrer Familien fördern.

Das Jahr 2021 wurde zudem von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum Jahr zur Beseitigung der Kinderarbeit erklärt. ILO und UNICEF forderten dabei alle Länder auf, Kinderarbeit bis 2025 zu beenden – und zwar in all ihren Formen. Nur wenige Jahre zuvor wurde zudem die Agenda 2030 und ihre 17 nachhaltigen Entwicklungsziele beschlossen, welche ebenfalls Ansätze zur Bekämpfung von Kinderarbeit beinhalten, welche 2021 erneut beleuchtet und hervorgehoben wurden, wie das Ziel 8.7.

Der derzeitige Entwicklungstrend, angetrieben durch die Covid-19-Pandemie, lässt aber Zweifel walten, ob es möglich ist, in nur zwei Jahren die Kinderarbeit gänzlich zu beenden. Umso wichtiger ist es nun, dass Regierungen in gute Bildung für Kinder – insbesondere Kinder aus armen Familien –investieren und auch Arbeitgeber verstärkt überprüfen. Die Zeit drängt, denn bis zum Jahr 2025 sind es nun weniger als 550 Tage.

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