Kein Mädchen will Prostituierte werden

Als Rose klein ist, möchte sie Astronautin oder Prinzessin werden. Aber Rose kommt aus Ungarn und lebt in Armut. Viele Menschen glauben immer noch, dass Frauen freiwillig in der Prostitution arbeiten. Rose, eine ehemalige Prostituierte (ihr Name wurde geändert), erzählt im Interview mit dem Schweizer Rundfunk ihre tragische Lebensgeschichte. Wie bei vielen anderen Frauen waren es Armut und Verzweiflung, die sie in die „Sexarbeit“ trieb. 

Einmal bat sie ihre Mutter, ihr ein Deo zu kaufen, erinnert sich Rose. Sie merkte selbst, dass sie schlecht roch, und wollte so nicht zur Schule gehen. Dort wusste ohnehin schon jeder, dass ihre Familie arm war. In manchen Wintern hatte sie keine Heizung, oder konnte sich kein Brot leisten. 

Eines Tages bekam Rose von einem Mann aus dem ungarischen Dorf, in dem sie aufwuchs, ein Angebot: Oralsex gegen Geld. Da dieses wieder einmal knapp war, nahm sie das Angebot an. Sie war damals 16 Jahre alt, die Handlung war illegal, aber das wusste sie nicht. Ihr war damals nicht bewusst, dass sie von dem Mann missbraucht wurde.

In der Hoffnung, gutes Geld zu verdienen, ging Rose mit 18 Jahren nach Wien und begann dort in einem Edel-Nachtclub als Prostituierte zu arbeiten. Tatsächlich verdiente sie dort Tausende Euro, der Club war sauber, es gab strikte Regeln für die Freier und sie war der „Liebling“ des Clubbetreibers. Dennoch war Rose unglücklich, denn es war nicht das Leben, das sie sich gewünscht hatte. 

Sie ging zurück nach Ungarn und traf dort einen Jugendfreund. Dieser verspricht ihr einen Job in Zürich, als Reinigungskraft oder Ähnliches. Sie geht mit ihm nach Zürich, dort verlangt er von ihr, dass sie sich prostituiert. Als sie sich weigert, droht er, ihrer Familie zu verraten, wie sie die vergangenen Jahre ihr Geld verdiente. Um das zu verhindern, tut sie, was er will. Die Wohnbedingungen in der Züricher Langstraße beschreibt Rose als schmutzig und menschenunwürdig.

Der Jugendfreund, der zu ihrem Zuhälter wird, macht ihr viel Druck, sie soll jede Nacht eine gewisse Summe einnehmen. Wenn sie es nicht schaffte, wurde er gewalttätig. Aus Angst vor den Schlägen nimmt Rose eines Nachts zwei zwielichtige Männer mit, die sie letztendlich vergewaltigen, Dinge tun, denen Rose nicht zustimmt. Als Rose sich wehrt und die Männer fortschickt, beschimpft sie ihr Zuhälter, anstatt ihr zu helfen. 

Roses´ Onkel suchte nach ihr und fand sie schließlich in ihrer Unterkunft in der Langstraße. Vor einigen Jahren war diese Straße in Zürich noch als Rotlichtviertel bekannt, heute gilt sie als angesagte Partymeile mit Clubs und Bars, wo junge Leute Party machen. Bordelle gibt es dort immer noch zu Genüge, und obwohl das Anschaffen auf der Straße offiziell verboten ist, wird es trotzdem getan.

Der Verwandte brachte sie umgehend zur FIZ (Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration) und zur Polizei, wo sie nach anfänglichem Zögern schließlich Anzeige gegen ihren Zuhälter erstattete.

Der Zuhälter wurde in zweiter Instanz verurteilt und für fünf Jahre des Landes verwiesen. Rose erfuhr also zumindest ein klein wenig Gerechtigkeit. Sie ging mit ihrer Geschichte deshalb an die Öffentlichkeit, weil sie anderen Frauen Mut machen will. Sie selbst hätte es nicht geschafft, einfach zu gehen. 

Sie möchte eines klarstellen: Nicht nur Entführung ist Menschenhandel. Ja, sie ging freiwillig von zu Hause weg, weil ihr ein besseres Leben versprochen wurde. Nein, sie war nicht eingesperrt, dennoch blieb sie. Sie blieb, weil sie so stark manipuliert wurde, sodass sie keinen Ausweg aus ihrer Situation sah. Sie wusste nicht, dass Frauen wie ihr geholfen wird. Roses größter Wunsch ist es, nicht über ihre Vergangenheit definiert zu werden, sondern als Mensch gesehen zu werden. 

Vereine wie Hope for the Future unterstützen Frauen wie Rose beim Ausstieg aus der Prostitution und beim Start in ein neues Leben.

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