Helmut Kentler und sein schockierendes Konzept von Sexualerziehung

Helmut Kentler, ein deutscher Sozialpädagoge und Sexualforscher, erlangte traurige Berühmtheit für seine gefährlichen Ansichten zur Sexualerziehung. Seine Behauptung, dass pädophile Männer geeignete Pflegeväter seien, da sie sich intensiver um die Kinder kümmern würden, führte zu jahrzehntelangem Missbrauch von Minderjährigen.

Über Jahrzehnte hinweg wurden in Deutschland Minderjährige aus der Kinder- und Jugendhilfe gezielt an pädophile Männer vermittelt, oft mit krimineller Vergangenheit. Kentler war der Meinung, das Zusammenleben von „Problemkindern“ und pädophilen Männern sei eine „Win-Win-Situation“: Diese würden sich mit größter Hingabe um die Kinder kümmern, „weil sie eben in sie verliebt, verknallt und vernarrt“ sind, so Kentler. Da er in Berlin ein angesehener Pädagoge war, finanzierte die Berliner Senatsverwaltung für Jugend und Familie sein Experiment und schuf mehrere Pflegestellen bei Pädosexuellen.

Die späten Sechziger und Siebzigerjahre waren die Zeit der sexuellen Emanzipation. Die junge Generation der Nachkriegszeit wollte starre Regeln aufbrechen, Sexualität sollte enttabuisiert werden. Auch die Meinungen zu Homosexualität wandelten sich. Seit 1969 werden in Deutschland keine homosexuellen Menschen wegen „Unzucht“ verfolgt. In Österreich ist Homosexualität seit 1971 straffrei. Jeder sollte lieben, wen er lieben möchte.

Kentler ging einen Schritt weiter – zu weit. Auch die „zärtliche Fürsorge“ zu Kindern dürfe sich sexuell äußern. Eltern und Erziehungsberechtigte sollen Kinder an Sexualität heranführen, um „Schamgrenzen zu zerstören“, wie er in seinem 1975 erschienenem Buch „Eltern lernen Sexualerziehung“ erklärt. Das Werk enthielt auch Übungen für sexuelle Bildung an Schulen.

Viele teilten Kentlers Ansicht. Es bildete sich ein Netzwerk aus Forschern, Künstlern, Pädagogen und Priestern, die sexuellen Kontakt mit Kindern für Fürsorge anstatt Missbrauch hielten. Ein bekannter Schriftsteller namens Gabriel Matzneff schrieb ein Essay „Die unter 16-Jährigen“, in welchem er die körperliche Liebe zu Minderjährigen feierte. Der Soziologe Rüdiger Lautmann ist Autor des Buches „Lust am Kind“, in dem er anzweifelt, dass ausgelebte Pädophilie schlecht sei.

Die Menschen, die Kentlers abstrusen Experiment und ihren „Ziehvätern“ zum Opfer fielen, leiden ihr Leben lang unter Panikattacken, Albträumen, und Sozialphobie. Sven und Marco zum Beispiel, sie gingen 2017 mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit und forderten Gerechtigkeit dafür, was ihnen angetan wurde. Das Berliner Jugendamt hatte sie bei dem pädophilen Fritz H. untergebraucht, sowie acht weitere Kinder zwischen 1973 und 2003. Einer der Buben war erst sechs Jahre alt, als er Teil der „Familie“ wurde. Ein normales Leben ist für Sven und Marco bis heute nicht möglich.

Die juristische Aufarbeitung des Skandals läuft seit etwa 10 Jahren und erweist sich als schwierig. Helmut Kentler starb im Jahr 2008, bevor alles ans Licht kam und man ihn strafrechtlich zur Verantwortung ziehen konnte. Auch die meisten „Pflegeväter“ sind verstorben und ihre Taten ohnehin längst verjährt. Zudem hat es einige Zeit gedauert, bis die Mitverantwortung der Jugendämter in mehreren Städten Deutschlands bewiesen wurde. Einige Opfer hätten seither Entschädigungszahlungen erhalten.

Der Skandal um Helmut Kentler ist ein Beispiel dafür, wie leicht Kinder in einem fehlgeleiteten System Opfer von Missbrauch werden können. Durch eine konsequente Aufarbeitung, Sensibilisierung der Gesellschaft und die Verbesserung des Kinderschutzes können solche Taten in der Zukunft verhindert werden. Es liegt in der Verantwortung aller, dafür zu sorgen, dass solche Verbrechen nie wieder geschehen. Wir müssen uns mit der Vergangenheit auseinandersetzen, auch wenn sie manchmal furchtbar ist.

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