Ware Mensch: Pädokriminelle Sextouristen in Kambodscha

Urlaub im südostasiatischen Land Kambodscha bedeutet für die meisten Menschen: kilometerlange weiße Stände, glasklares Wasser und kulturelle Sehenswürdigkeiten. Doch nicht nur Touristen, die lediglich dem Alltagstrott entfliehen wollen, verschlägt es in das Land der Khmer, sondern auch Pädokriminelle, die auf der Suche nach neuen Opfern sind. 

Was ist Sextourismus?

Sextourismus, auch bekannt als Prostitutionstourismus, beschreibt Reisen, die in erster Linie dazu unternommen werden, um sexuelle Begegnungen mit Einheimischen des besuchten Landes zu erleben. Dies geschieht oft mit Personen, die im Bereich der Prostitution tätig sind. 

Ein besonders gravierendes Problem im Zusammenhang mit Sextourismus besteht darin, dass dabei in vielen Ländern der Welt Minderjährige ausgebeutet werden. Diese traurige Realität wurde in den letzten Jahrzehnten durch ökonomische Krisen, das rasant wachsende Tourismusgeschäft und die steigende Nachfrage nach solchen Dienstleistungen noch verstärkt. Schätzungen der UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, zufolge werden weltweit jedes Jahr rund 150 Millionen Mädchen und 73 Millionen Jungen unter 18 zum Sex gezwungen. Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher sein.  

Besonders gefährdet sind Regionen, in denen die Einkommensunterschiede zwischen den Reisenden und der lokalen Bevölkerung eklatant sind, wie beispielsweise Südostasien, Lateinamerika, Afrika und Osteuropa.  

Zudem ist erwähnenswert, dass man hierbei häufig auch vom „Missbrauch von Kindern im Tourismus“ spricht, anstelle von „Sextourismus“, da dieser Begriff in gewisser Weise irreführend ist. Das Wort „Tourismus“ vermittelt den Eindruck eines exotischen Urlaubs und verschleiert dabei das eigentliche Ausmaß der Tat, denn „einvernehmlichen (Urlaubs-)Sex“ zwischen Kindern und Erwachsenen gibt es nicht. 

Im Gegensatz zu der Annahme, dass die Kinder sich „freiwillig“ für den Verkauf ihres Körpers entscheiden, ist die Prostitution keine Wahlmöglichkeit für die betroffenen Kinder. Sie werden vielmehr aufgrund äußerer Umstände wie Armut, häuslicher Gewalt, irreführender Versprechungen, Erpressung oder Drohungen in diese “Branche” gedrängt. Die betroffenen Mädchen und Jungen erleiden infolgedessen erhebliche gesundheitliche, psychische und soziale Schäden.

Wer sind die Täter?

Den „typischen Sextouristen“ gibt es laut Franck Michel, Anthropologe und Dozent für Tourismuswissenschaft an der Universität von Korsika, nicht. Das gängige Klischee vom weißen, westlichen, wohlhabenden Sextouristen mittleren Alters mit pädophilen Neigungen, sei demnach nicht ganz realitätsnah. Denn heutzutage verschmilzt der Sextourist immer mehr mit der Masse der Touristen und ist so kaum von den übrigen Reisenden zu unterscheiden. Schätzungen zufolge sollen rund 4.000 österreichische Männer in regelmäßigen Abständen ins Ausland fahren, um dort Kinder zu missbrauchen. 

Dies lässt sich laut Franck Michel vor allem auf zwei Hauptfaktoren zurückführen. Erstens erleben viele Männer im Westen eine Art sexuelle Identitätskrise, die zu Zweifeln an ihrer eigenen Männlichkeit, verstärktem Wettbewerb und Existenzängsten führen kann. Dies treibt einige dazu, in östlichen und südlichen Ländern nach sexuellen Kontakten zu suchen. 

Zweitens hat die Globalisierung einen erheblichen Einfluss auf die Ausbeutung von Kindern. Sowohl der Tourismus als auch die Sexindustrie profitieren stark von dieser globalen Vernetzung.

So werden manche Personen zu Gelegenheitstätern. Also Personen, die Kinder sexuell ausbeuten, nicht weil sie es vor ihrem Reiseantritt geplant hatten, sondern weil sich ihnen die Gelegenheit bietet – eine schockierende Realität. Im Ausland fühlen sie sich sicherer, weniger beobachtet und haben aufgrund ihres Touristenstatus oft weniger Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen. Doch auch wenn die Tat im Ausland stattfindet, kann man dafür in Österreich bestraft werden.  

Die Lage in Kambodscha

Nach Angaben von verschiedenen Hilfsorganisationen sollen rund 400.000 Urlauber nur aus diesem einem Grund nach Kambodscha reisen. Obwohl Prostitution in Kambodscha offiziell verboten ist, ist das Geschäft mit der Ware „Mensch“ weit verbreitet. Die extreme wirtschaftliche Notlage, die zahlreiche Menschen in Kambodscha erleiden, treibt viele junge Mädchen und Jungen in die Prostitution. Manche entscheiden sich dazu sich selbst zu prostituieren, in der Hoffnung dadurch sich und ihren Familien das Leben zu erleichtern, andere werden von ihren eigenen Eltern zum Kauf angeboten.

Die Preise, die die Menschenhändler für die Kinder zahlen reichen von umgerechnet 8 bis 80 Euro. Im Vergleich dazu verfügen Einheimische oft lediglich über einen Tagesverdienst von 50 Cent, mit dem sie ihre grundlegenden Bedürfnisse abdecken müssen, um ihr Überleben zu sichern. So sollen Schätzungen zufolge rund ein Drittel aller Prostituierten in Kambodscha unter 18 Jahre alt sind. Im Gegenzug bekommen sie – wenn überhaupt – oft nur einen Euro oder Drogen, die sie gefügiger machen sollen. Nach ihrer Rettung sind die meisten Kinder schwer traumatisiert. Leider fehlt es meist an finanziellen Mitteln, um ihnen professionelle Hilfe zukommen zu lassen.

Hinzu kommt, dass im schmutzigen Geschäft kaum jemand an den Schutz vor Krankheiten denkt. Nur wenige Männer sind bereit, Kondome zu benutzen Einige bevorzugen sogar Kinder, da sie die Ansteckungsgefahr mit HIV für geringer einschätzen. Die HIV-Epidemie breitet sich rasant aus, und nirgendwo in Südostasien ist die Rate der HIV-Infizierten höher als in Kambodscha. Laut Informationen von Unicef leben mehr als 130.000 Menschen in der zwölf Millionen Einwohner zählenden Bevölkerung mit dem Virus, wobei 59.000 von ihnen Frauen ab 15 Jahren sind.

Wie kann ich helfen?

Im Bundeskriminalamt (BK) wurde eine spezielle Meldestelle eingerichtet, die sich mit Fällen von Kinderpornografie und Kindersextourismus befasst. Da Kinder nur äußerst selten über solche Vorfälle sprechen, ist es von größter Bedeutung, jeden Verdacht oder Hinweis an die Meldestelle im BK oder an Ihre örtliche Polizeidienststelle weiterzugeben. 

Zögern Sie bitte nicht, jegliche Anzeichen oder verdächtiges Verhalten an die folgende E-Mail-Adresse zu melden: meldestelle@interpol.at.
Zudem können Sie auf der Seite www.nicht-wegsehen.at Verdachtsfälle oder Hinweise auf sexuelle Gewalt gegenüber Kindern melden.

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