Narzisstischer Missbrauch: Folgen und Hilfe für Opfer

Narzisstische Gewalt zerstört Leben. Opfer verlieren ihr Selbstgefühl und leiden häufig noch Jahre später unter den Folgen der Missbrauchsbeziehung.

Darf ich so denken? Darf ich so handeln? Was, wenn ich mir alles nur einbilde? So oder so ähnlich läuft das Gedankenkarussell bei Opfern narzisstischer Gewalt: Das Selbstwertgefühl schwindet, die Freunde werden weniger, die dunklen Tage nehmen zu. Narzisstischer Missbrauch bleibt oft unbemerkt, weil er schleichend passiert. Und wenn das Opfer aufwacht, ist der Schaden schon angerichtet. Ein Bericht über narzisstische Gewalt in Beziehungen und Hilfe für Betroffene.

NARZISSTISCHER MISSBRAUCH – WAS IST DAS?

In der Liebesbeziehung, im Elternhaus, auf der Arbeit: Narzisstischen Missbrauch kann es in allen Arten von Beziehungen geben. Während der Begriff ursprünglich eine Form emotionaler Gewalt ich-zentrierter Eltern an ihren Kindern bezeichnete, meint narzisstischer Missbrauch heute meistens die narzisstische Gewalt unter Lebenspartnern. In den Medien lesen wir in diesem Zusammenhang auch häufig von sog. toxischen Beziehungen.

NARZISSTISCHE GEWALT IN DER KINDHEIT

Der Begriff des narzisstischen Missbrauchs bzw. der narzisstischen Gewalt stammt aus den 1960er Jahren und findet sich insbesondere in den Arbeiten der polnisch-schweizerischen Psychologin Alice Miller. Im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit zur Eltern-Kind-Beziehung hat Miller sich intensiv mit der frühkindlichen Entwicklung und den Folgen einer überzogenen Anspruchshaltung der Eltern beschäftigt.

Opfer narzisstischen Missbrauchs fangen irgendwann an, ihren eigenen Gefühlen zu misstrauen.

In „Das Drama des begabten Kindes“ (Suhrkamp, 1979) beschreibt Miller die (bewusste oder unbewusste) Übertragung der elterlichen Wünsche und Gefühle auf das Kind als eine spezielle Form emotionaler Gewalt. Das Kind werde daran gehindert, ein eigenes „Selbst-Gefühl“ zu entwickeln. Die Folge sei ein lebenslanges „Kleinheitsgefühl“.

Kinder narzisstischer Eltern messen den Erwartungen anderer häufig mehr Gewicht bei als ihren eigenen Gefühlen. Das führt dazu, dass sie sich nur schwer abgrenzen können und häufig nicht merken, wenn jemand ihre Grenzen übertritt und/oder eine Situation über ihre Kräfte geht.

Das wiederum kann zum Problem in weiteren Beziehungen werden: Die Erfahrung narzisstischer Gewalt in der Kindheit macht viele Betroffene blind für die berühmt-berüchtigten „red flags“, an denen Experten narzisstische und/oder anderweitig toxische Beziehungen erkennen.

WIE ERKENNT MAN NARZISSTISCHEN MISSBRAUCH?

Was viele nicht wissen: Es kann narzisstischen Missbrauch in einer Beziehung geben, OHNE dass die Diagnose narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) vorliegt.

Andersherum ist es auch möglich, eine Beziehung mit einem diagnostizierten Narzissten zu führen, und keine emotionale Gewalt zu erfahren. Ob es sich um narzisstischen Missbrauch handelt oder nicht, hängt also nicht von einer etwaigen Diagnose, sondern vom Beziehungsalltag und den Folgen für das Opfer ab.

In der Regel zeichnet narzisstischer Missbrauch sich dadurch aus, dass er nicht offensichtlich ist. Da die emotionale Gewalt in den meisten Fällen nicht mit körperlicher Gewalt einhergeht, erfahren Freunde und Familie häufig erst im Nachhinein von den toxischen Dynamiken. Opfer narzisstischer Gewalt

  • ziehen sich oft zunehmend von den Menschen in ihrem näheren Umfeld zurück.
  • können müde, zermürbt und ausgelaugt wirken.
  • machen ihre Beziehung und etwaige Beziehungsprobleme in der Regel nicht zum Thema.
  • neigen dazu, ihren Partner/ihre Partnerin zu verteidigen.
  • suchen die Schuld für Probleme in der Beziehung zuerst bei sich selbst.

Für das Opfer vollzieht sich der Wandel vom „perfekten“ Partner bzw. von der „perfekten“ Partnerin zum Narzissten/zur Narzisstin normalerweise plötzlich und unerwartet:

Auf Wochen oder Monate trauter Zweisamkeit und Träumen einer gemeinsamen Zukunft folgt der Liebesentzug. Der Partner/die Partnerin wirkt kalt und distanziert, kann verbal ausfallend werden und greift zu Techniken emotionaler Erpressung.

Paartherapeut Eric Hegmann gibt in diesem Blogartikel eine sehr gute Übersicht über die 8 Phasen im Beziehungsverlauf mit einem Narzissten.

WAS VERDECKTER NARZISSMUS MIT OPFERN MACHT

Narzisstische Menschen sind der Meinung, dass die Welt ihnen etwas schuldet. Sie erwarten, konstant gelobtbewundert und geliebt zu werden. Deshalb können sie es auch nicht ertragen, wenn ihr Partner/ihre Partnerin ihnen nicht ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt.

Das Problem: Die Überhöhung des einen führt zur Herabsetzung des anderen. Sein Bedürfnis nach Grandiosität „zwingt“ den Narzissten dazu, seinen Partner/seine Partnerin klein zu machen. Bemerkungen wie „Du übertreibst mal wieder!“ oder „Jetzt wird’s echt lächerlich!“ setzen die Gefühle des Partners/der Partnerin herab, sie entwerten das Gegenüber.

Dramatische Folgen hat narzisstischer Missbrauch vor allem, weil er verdeckt passiert: Ein Narzisst „outet“ sich auf Tinder nicht als solcher. Die kleinen Seitenhiebe, die das Selbstwertgefühl der Opfer zerstören, sind zu Beginn eben genau das: kleine Seitenhiebe. Kein Grund, einen Streit anzufangen.

LANGZEITFOLGEN NARZISSTISCHER GEWALT

Die Überhöhung des einen führt zur Herabsetzung des anderen: Neben einen Narzissten kann niemand bestehen.

Mit der Zeit „schluckt“ das Opfer immer mehr und spürt, wie die Beziehung zunehmend belastend wird. Es sucht die Schuld aber nicht beim Partner oder bei der Partnerin, sondern bei sich: „Ich muss mich nur mehr anstrengen.“ oder „Ich bin wahrscheinlich wirklich schwierig.“ sind typische Gedanken von Opfern narzisstischer Gewalt. Langzeitfolgen narzisstischer Missbrauchsbeziehungen können u.a. sein:

  • Psychische Folgeerscheinungen wie Depressionen, Angststörungen und Panikattacken.
  • Körperliche Folgen wie Migräne, Magengeschwüre, Verdauungsprobleme u.v.a.
  • Schlafstörungen bis hin zu Insomnia (Schlaflosigkeit).
  • Burn-Out aufgrund emotionaler Überforderung und konstant erhöhter Stresslevel.

Experten sind außerdem der Meinung, dass es einen Zusammenhang zwischen narzisstischer Missbrauchserfahrung und dem sog. Impostor-Syndrom, auch Hochstapler-Syndrom genannt, gibt. Menschen mit Impostor-Syndrom leiden unter der permanenten Angst, von anderen als nicht gut genug befunden zu werden (mehr Informationen gibt es in diesem Artikel).

LOVE BOMBING UND GASLIGHTING

Partnerinnen und Partner von Narzissten sind vor allem zu Beginn der Beziehung oft der Meinung, einen echten Glücksgriff gelandet zu haben. Ihre „bessere“ Hälfte

  • scheint sie besser zu kennen als alle Partnerinnen und Partner zuvor.
  • hat die gleichen Träume, Wünsche und Ambitionen wie sie selbst.
  • liest ihnen jeden Wunsch von den Augen ab.

Sie fühlen sich verstanden und geborgen. Der Sex ist oft großartig und sie schweben auf Wolke Sieben. Experten nennen diese Phase in der narzisstischen Beziehung „Love Bombing“: Das Opfer scheint nichts falsch machen zu können und wird von dem Narzissten auf ein Podest gehoben. Es ist eine von vielen Manipulationstechniken, die bei narzisstischem Missbrauch eine Rolle spielen können. Dem Love Bombing folgt der Fall vom Podest:

GASLIGHTING HÄLT OPFER IN DER BEZIEHUNG

Verhält sich der Partner/die Partnerin auf eine Art und Weise, die dem Narzissten nicht gefällt oder seine Kontrolle einschränkt, beginnt das sog. „Gaslighting“: Dem Partner/der Partnerin werden die Worte im Mund herumgedreht und Zweifel an seiner/ihrer Wahrnehmung gestreut.

„Das hast du falsch in Erinnerung!“ oder „Bist du sicher, dass das so passiert ist?“ nähren Selbstzweifel und führen irgendwann dazu, dass das Opfer seinen eigenen Gefühlen nicht mehr vertraut. Auf diese Weise macht der Narzisst seinen Partner/seine Partnerin emotional abhängig: Er gibt dem Opfer, was es so dringend braucht:

Bestätigung, Lob. Ein Pflaster für das verwundete Selbstwertgefühl. Und das Opfer wird alles tun, um diese vermeintliche Sicherheit nicht zu verlieren.

EMOTIONALE ABHÄNGIGKEIT VOM NARZISSTEN

Das wirklich Erschreckende an narzisstischen Missbrauchsbeziehungen ist die Tatsache, dass die Opfer vor der Trennung häufig noch mehr Angst haben als davor, die Beziehung fortzuführen. Das liegt an der emotionalen Abhängigkeit, die die meisten Opfer entwickeln. „Ich kann ohne ihn/ohne sie nicht leben!“ ist eine Überzeugung, die viele Betroffene teilen.

Die Lösung ist eiskalter Entzug. Viele Menschen mit stark narzisstischen Tendenzen versuchen nach einer Trennung, den Partner/ihre Partnerin zurückzugewinnen: Das Love Bombing fängt von vorne an. Aufgrund ihrer emotionalen Abhängigkeit schaffen es viele Opfer nicht, sich vollständig vom Narzissten zu lösen. Gelingt es dem Narzissten nicht, den Partner/die Partnerin zurückzugewinnen, wird es böse: Rosenkriege mit Narzissten und Narzisstinnen sind keine Seltenheit.

HEILUNG NACH NARZISSTISCHER BEZIEHUNG

Opfern narzisstischer Gewalt steht ein langer Heilungsweg bevor. Viele Betroffene leiden noch Jahre später unter Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) und haben Schwierigkeiten damit, Beziehungen jeder Art einzugehen und aufrechtzuerhalten. Das liegt daran, dass narzisstischer Missbrauch etwas zerstört, das normalerweise jede und jeder in sich trägt: Die Überzeugung, dass andere Menschen es gut mit einem meinen.

Gesellschaftlich wird narzisstischem Missbrauch und seinen Folgen zwar noch nicht so viel Beachtung geschenkt, wie es wünschenswert wäre, aber trotzdem gibt es inzwischen eine Reihe von Hilfsangeboten für Opfer narzisstischer Gewalt:

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