„Ausweis bitte!“ – Altersverifizierungs-Pflicht bei Pornhub und Co.

Die EU-Kommission entschied über ein „Gesetz über digitale Dienste“, welches mehr Sicherheit im Online-Umfeld versichern solle. Unter dieses Gesetz fallen Online-Vermittler sowie Online-Plattformen – darunter auch Pornhub, XVideos und Stripchat. Das Gesetz ist mit 17. Februar 2024 in Kraft getreten.

Fokus des Digital Services Act oder „Gesetz über digitale Dienste“ liegt darin, illegale und/oder schädliche Online-Aktivitäten, sowie die Ausbreitung von falschen Informationen zu verhindern. Die zentralen Ziele unterteilen sich in vier verschiedene Bereiche – Bürger*innen, Anbieter digitaler Dienste, gewerbliche Nutzer*innen digitaler Dienste und die Gesellschaft insgesamt. Es soll für Bürger*innen einen besseren Schutz der Grundrechte, mehr Kontrolle und Auswahl im Internet und einen verstärkten Schutz von Kindern im Internet gewährleisten.

Zusätzlich sollen weniger illegale Inhalte konsumiert werden können. Dieses Gesetz schafft für die Anbieter digitaler Dienste die Vorteile der Rechtssicherheit, ein EU-weites einheitliches Regelwerk und eine einfachere Gründung und Expansion in Europa. Für gewerbliche Nutzer*innen digitaler Dienste beinhaltet dieses Vorgehen einen Zugang zu EU-weiten Märkten über verschiedene Plattformen sowie gemeinsame Maßnahmen gegen Anbieter illegaler Inhalte. Die Ziele für die Gesellschaft sind eine strengere demokratische Kontrolle und Aufsicht über systemische Plattformen sowie die Minderung von Risiken wie die Verbreitung von Desinformationen und Manipulation. 

Dieses Gesetz gilt für Anbieter von Vermittlungsdienste, Hosting-Dienste und Online-Plattformen, welche Verkäufer*innen und Verbraucher*innen zusammenbringen. Der Fokus dieses Blogs liegt aber auf den „sehr großen Online-Plattformen und Suchmaschinen“ – hier ist das Risiko der Verbreitung von illegalen Inhalten besonders hoch. Plattformen fallen in diese Kategorie, welche von den 450 Millionen europäischer Verbraucher*innen mehr als zehn Prozent (45 Millionen) erreichen – darunter fallen beispielsweise Amazon, Apple, Booking, Google oder Zalando. Im Nachhinein wurden die drei Adult-Content-Seiten Pornhub, XVideos und Stripchat zur Liste hinzugefügt. 

Jährlich veröffentlicht Pornhub selbst Statistiken zu den Top-Suchanfragen, Darstellerinnen und demographische Daten über die Nutzerinnen der Internetplattform. Auf den ersten fünf Plätzen, in welchen Ländern Pornhub am meisten gestreamt wurde, befinden sich die Vereinigten Staaten von Amerika, die Philippinen, Frankreich, Mexiko und das Vereinigte Königreich. Sie geben ebenfalls an, dass das durchschnittliche Alter der Nutzer*innen bei 37 Jahren liegt – diese Statistik zeigt sich aber als verfälscht da, weil ihre Altersaufzählung erst mit der Volljährigkeit beginnt. Offiziell dürfen Personen über 18 Jahren die Plattform benutzen – unabhängige Statistiken und Umfragen zeigen aber, dass auch Jugendliche schon die Internetseite aufrufen und verwenden. 

Laut einer Studie von „Common Sense Media“ sehen Kinder ihren ersten Online-Porno mit durchschnittlich 12 Jahren – 15 Prozent der Kinder sind sogar nur 10 Jahre oder jünger. Die Hälfte dieser Kinder findet pornografische Inhalte unabsichtlich über Klicken verschiedener Links – sie suchen also nicht aktiv danach.

Drei Viertel der Jungs und 70 Prozent der Mädchen gaben an, schon einmal pornografische Medien konsumiert zu haben – jedoch waren es nur knapp mehr als die Hälfte der Jungs und nur ein Drittel der Mädchen, welche diese mit Absicht aufgerufen haben. Von den Teenagern, die absichtlich nach sexuellen Inhalten suchen, gaben 71 Prozent an mindestens einmal pro Woche Pornos zu konsumieren – drei Viertel davon sind zwischen 13 und 14 Jahre alt. 

Dieselbe Studie beschäftigte sich unter anderem auch damit, welche Attribute Teenager von pornografischen Inhalten lernen. Darunter auch einige potenziell schädliche Lektionen über Sex und Gewalt, denn eine Mehrzahl der Befragten konsumierten pornografische Inhalte, welche verschiedene Arten von Gewalt, Vergewaltigung, Würge-Akten und/oder eine Person in Schmerzen abbildeten. Fast 80 Prozent der befragten Gruppe, welche zuvor schon Pornografie konsumierte, gaben an, via Pornos über die Anatomie des Körpers zu lernen und auch wie Sex abläuft. Fast drei Viertel von ihnen gaben zusätzlich an, dass sie von pornografischen Inhalten gelernt haben, welches sexuelle Verhalten sie erregend finden und welches der*die Partner*in erregend finden könnte. Verbindet man diese Aussagen mit der Art von konsumierten Pornos, lernen Jugendliche ein abnormales und falsches Bild von Geschlechtsverkehr. Viele der Nutzer*innen wissen nicht, dass eine Mehrzahl der sexuellen Handlungen ohne Einwilligung des*der Partner*in erfolgt. Psychologische Folgen können sein, dass ein verzerrtes Bild über Sex, Gewalt und Wertschätzung des*der Sexual-Partner*in entsteht. Durch regelmäßigen Konsum gewaltvoller Pornos findet auch eine Desensibilisierung des*der Konsument*in statt. Dies resultiert darin, dass bei jeder Aktivität das geschaute Video „mehr“ sein soll als das vorherige – gewaltvoller, demütigender etc. Pornokonsum kann zu den verschiedensten Annahmen über sexuelles Verhalten und Beziehungen führen. Beispiele können sein: Sex hat keine Konsequenzen; Treue ist langweilig; Partner*innen müssen immer zu allem bereit sein; Gewalt/Schmerzen und Sex gehören zusammen oder Männer dominieren über die Frauen, welche vor allem zur männlichen Befriedigung dienen sollen.

Pornokonsum kann auch physische Folgen mit sich bringen – exzessiver Konsum und die einhergehende Selbstbefriedigung kann zu einer erektilen Dysfunktion führen. Eine der schlimmeren Folgen kennzeichnet sich in einer Porno- oder Sexsucht.

Das Gesetz adressiert ausdrücklich das Thema Jugendschutz. Es verpflichtet die Anbieter von Online-Plattformen, ein hohes Maß an Privatsphäre, Sicherheit und Schutz von Minderjährigen zu gewährleisten. Seitens Pornoplattformen heißt dies unter anderem, sie müssen geeignete Werkzeuge zur Altersverifikation zur Verfügung stellen, eine Risikoanalyse (illegale Inhalte entfernen/vermeiden) durchführen und sie sind zur Transparenz bei der Moderation und Umgang mit Beschwerden verpflichtet. 

Jedoch gelten diese Maßnahmen nur bei Plattformen über 45 Millionen Nutzer*innen – Jugendliche könnten eventuell die Altersverifikation umgehen oder fälschen oder einfach auf eine andere kleinere Pornoplattform ohne Pflichten umsteigen. In den USA hat eine gesetzliche Altersverifizierungspflicht schon dafür gesorgt, dass die Pornoplattformen Pornhub, Redtube oder Brazzers nicht mehr aufgerufen werden können.

Dementsprechend kann der DSA als ersten Schritt in die richtige Richtung gesehen werden, gleichzeitig ist das Gesetz nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Im Bereich Kinder- und Jugendschutz muss noch vielmehr getan werden.

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