Kinderpornografie im Internet

Durch das Internet können kinderpornografische Bilder und Videos rasch und unkompliziert verbreitet werden. Es handelt sich um einen gigantischen, globalen Markt und die Straftäter zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen, erweist sich in den Abgründen des World Wide Webs leider als schwierig. Die Opfer sind nicht ausschließlich Kinder aus armen Ländern, durch sogenanntes Cybergrooming können auch Bilder von Kindern aus Österreich rasch im Darknet landen.

ELYSIUM – „INSEL DER SELIGEN“

Das deutsche Bundeskriminalamt definiert Kinderpornografie als die „fotorealistische Darstellung des sexuellen Missbrauchs einer Person unter 14 Jahren“. 2017 deckten deutsche und österreichische Ermittler eine Plattform namens „Elysium“ im Darkweb auf. Obwohl sie zu dem Zeitpunkt erst seit einem halben Jahr existierte, hatte sie schon fast 90.000 Nutzer. Auf der Plattform fand ein reger Austausch von visuellen Darstellungen sexueller Gewalt an Kindern statt. Die Teilnehmer konnten nicht nur konsumieren, sondern auch selbst Bilder und Videos hochladen. „Elysium“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet ironischerweise „Insel der Seligen“.

EIN LUKRATIVES GESCHÄFT

In den achtziger Jahren war Kinderpornografie so gut wie verschwunden, denn es wurde den Tätern zu riskant, Fotos per Post zu verschicken. Doch dann kam das Internet und das grausame Schicksal vieler Kinder nahm seither seinen Lauf. Genaue Zahlen existieren nicht, aber die Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung schätzt, dass Kinderpornografie weltweit jährlich 12 Milliarden US-Dollar Umsatz einbringt. Leider ist es für Kriminologen kein einfaches Unterfangen, Darknet-Seiten wie „Elysium“ aufzudecken, daher sind auch keine genauen Zahlen bekannt.

DAS TÄTERPROFIL

Laut Statistiken sind 95 Prozent der Menschen, die Kinderpornografie konsumieren, männlich. Frauen sind jedoch nicht selten beteiligt bzw. werden zu Mittäterinnen, wenn sie von der Straftat wissen und sie nicht der Polizei melden. Längst nicht alle, die Kinderpornografie produzieren bzw. ansehen sind auch pädophil. Laut dem Missbrauchsbeauftragten der deutschen Bundesregierung Johannes-Wilhelm Rörig zeigt nur etwa jeder hundertste Mann eine (alleinige) sexuelle Ausrichtung auf das kindliche Körperschema. Ein erheblicher Anteil der Konsumenten (etwa 30 Prozent) ist verheiratet und hat selbst Kinder. Warum diese Männer sich kinderpornografisches Material ansehen ist unklar. Vielleicht geht es darum, persönliche Defizite zu kompensieren, Macht auszuüben und Anerkennung zu erhalten. In den Foren dieser Plattformen versuchen die Täter, sich gegenseitig zu übertrumpfen – je grausamer und brutaler der Akt, desto mehr Bewunderung gibt es von den Gleichgesinnten. Es werden sich außerdem Tipps gegeben, mit welchen Medikamenten man Kinder am besten „ruhigstellen“ kann.

WER HAT ZUGRIFF?

Der deutsche Cyberkriminologe Thomas Gabriel Rüdiger bedauert, dass man erschreckend einfach an Kinderpornos kommt. Der Austausch zwischen potentiellen Tätern findet häufig sogar im Clearweb statt, zum Beispiel in App Stores, denn die Kommentarfunktionen diverser Applikationen werden leider nicht ausreichend moderiert. Um im Darknet auf eine Kinderpornografie-Seite zugreifen zu können, wird man üblicherweise aufgefordert, selbst ein einschlägiges Bild eines Kindes hochzuladen, sozusagen als Beweis, dass man kein Ermittler ist. Seitens der Polizei wird derzeit daran gearbeitet, solche Bilder mittels eines Computerprogramms digital herzustellen und so Zugriff zu erlangen. Auch eine Software, die alle Daten global verbindet und es somit vereinfachen soll, Bildmaterial zentral auszuwerten und Täter ausfindig zu machen, ist in den USA im Entstehen und teilweise auch schon im Einsatz.

CYBERGROOMING – EINE GEZIELTE MANIPULATIONSMASCHE

Unter Cybergrooming versteht man die Anbahnung sexueller Kontakte durch Erwachsene an Kinder und Jugendliche. Seit 1.1.2012 ist Cybergrooming in Österreich strafbar. Diese Art der Kontaktaufnahme ist auch eine erfolgsversprechende Methode, um an Fotos und Videos von Minderjährigen in Unterwäsche oder gar nackt heranzukommen, um diese dann auf Kinderpornoseiten zu veröffentlichen. Die Täter gehen dabei äußerst geschickt vor: Sie treiben sich zum Beispiel in Chatrooms von Online-Spielen herum und stellen den Kindern erst harmlose Fragen. Meist geben sie sich als ungefähr gleichaltrig aus und gewinnen so das Vertrauen. Sie bringen die Kinder dazu, Fotos mit nacktem Oberkörper oder in Unterwäsche zu schicken, womit sie sie in weiterer Folge erpressen können. Das Bundeskriminalamt Deutschland zeigt ein sehr realistisches Beispiel für Cybergrooming in einem Video.

ES MUSS AUFHÖREN – ABER WIE?

Kriminologe Rüdiger sieht ein großes Problem darin, dass man mit der Verfolgung der Täter sehr hinterherhinke. Hat eine Plattform über 100.000 Nutzer, kann unmöglich jeder einzelne davon ausgeforscht und bestraft werden. Dazu fehlen schlicht und ergreifend die Kapazitäten. Es brauche auch eine internationale Force, ein globales Strafrecht für Delikte wie diese im Netz. Die Täter wissen leider auch, wie schwer ihre Spuren im Internet zu verfolgen sind und fühlen sich dementsprechend sicher. Jedoch macht die Technik immer mehr Fortschritte im Kampf gegen die Kinderpornografie im Netz, was uns Hoffnung gibt.

AUFKLÄRUNG IN SCHULEN

Schon das Ablichten von Kindern in aufreizenden Posen ist ein Delikt. Wenn ein Junge ein Bild seiner 14-jährigen Freundin in Unterwäsche auf seinem Handy speichert, ist dies illegal. Landet dieses Bild in einem Whatsapp-Gruppenchat machen sich faktisch all jene, die dieses Bild ansehen, ebenso strafbar.

Kindern bzw. Jugendlichen sollte also so früh wie möglich vermittelt werden, wie schnell solche scheinbar harmlosen Fotos in falsche Hände geraten und welche Konsequenzen das haben kann. In einer Studie von SOS-Kinderdorf von 2018 wurde erhoben, dass nur 32 Prozent von den befragen 11- bis 18-Jährigen über sexuelle Belästigung und Gewalt im Internet informiert waren. Nicht einmal 40 Prozent wussten, dass es sich bei Cybergrooming  um eine Straftat handelt. 80 Prozent wünschten sich mehr Aufklärung, vor allem durch die Schule.

Heutzutage haben schon Volksschulkinder Smartphones, dementsprechend sollte man den Kindern in dem Alter bereits Medienkompetenz vermitteln. Die Erziehungsberechtigten müssen über die Gefahren des Internets informiert und für etwaige Warnzeichen sensibilisiert werden. Auch, wenn wir Kinderpornografie nicht von heute auf morgen abschaffen werden, durch Information und Aufklärung können wir Kinder davor bewahren, selbst Opfer zu werden.