Mr. Beast, der mit bürgerlichem Namen James Stephen „Jimmy” Donaldson heißt, gilt mit über 369 Millionen Abonnenten als der erfolgreichste und wohl bekannteste YouTuber der Welt. Bereits 2012 stand der damals 13-Jährige vor der Kamera. Heute verdient der US-Amerikaner mit seinen Videos jährlich schätzungsweise rund 82 Millionen US-Dollar. Kein Wunder also, dass auch der Marktgigant Amazon ein Stück vom Kuchen abbekommen möchte. So verkündete Mr. Beast am 18. März 2024 auf X, vormals Twitter, gemeinsam mit Amazon Prime Video die „größte Gameshow der Geschichte” auf die Beine stellen zu wollen: Beast Games. Doch nur wenige Monate später, im September 2024, wurde in Los Angeles Klage gegen die Produktionsfirma eingereicht. Der Vorwurf? Ausbeutung, Täuschung, sexuelle Belästigung und „Zufügung seelischen Leides“.

Was sind die Beast Games eigentlich?
Beast Games, inspiriert von der viralen Netflix-Show Squid Game, ist die größte Spieleshow der Welt. Sie ist seit Dezember letzten Jahres exklusiv auf der Streaming-Plattform Amazon Prime Video verfügbar.
In der aufwendig produzierten Show, die natürlich von Mr. Beast selbst moderiert wird, treten 1.000 Wettstreiter:innen in diversen Challenges um ein absurd hohes Preisgeld von 5 Millionen US-Dollar an. Die Spieleshow bricht damit gleich mehrere Rekorde: Noch nie zuvor nahmen so viele Kandidat:innen an einer vergleichbaren Sendung teil, zudem wurde niemals zuvor in einer Gameshow ein derart hohes Preisgeld an eine einzige Person ausgezahlt.
Damit nicht genug: Für die Produktion der Beast Games wurde sogar eine eigene kleine Stadt gebaut: „Wir haben 14.000.000 US-Dollar ausgegeben, um eine Stadt auf einem Feld zu bauen, in der die Teilnehmenden leben und sich gegeneinander messen können”, schrieb Mr. Beast auf der Plattform X. Diese Stadt besteht aus mehreren Gebäuden, zahlreichen Häusern, Parks und einem Basketballplatz.
Doch kurze Zeit nach dem Bau der Stadt hagelte es schon die erste Kritik: Wie der Kurier berichtete, warfen zahlreiche Umweltaktivist:innen dem Projekt vor, dass für die Dreharbeiten erhebliche Eingriffe in die umliegende Natur notwendig waren. Einige Kommentatoren hinterfragten zudem, ob ein solches Mega-Projekt mit seinen hohen Kosten und dem enormen Ressourcenverbrauch in Zeiten globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel und sozialer Ungleichheit gerechtfertigt sei.
Doch das war nur die Spitze des Eisbergs: Kurz darauf folgte eine Sammelklage von Teilnehmer:innen, die noch schwerwiegendere Vorwürfe erhoben.
Was wird den Beast Games vorgeworfen?

Am 16. September 2024 wurde eine Sammelklage von fünf Teilnehmer:innen bei einem Gericht in Los Angeles eingereicht. Ihre Namen sind nicht bekannt. Aus Angst vor Hass im Netz möchten sie anonym bleiben und tauchen in der Anklage lediglich unter den Namen „Contestants 1–5” auf.
Ihre Klage richtet sich gezielt gegen die Unternehmen „MrB2024″ und „Amazon Alternative“. „MrB2024″ ist die Produktionsfirma, die angeblich ganz oder teilweise im Besitz von Mr. Beast sein soll, während „Amazon Alternative“ die Abteilung der Amazon-Studios ist, die Inhalte für den Streamingdienst „Amazon Prime“ produziert. Darüber hinaus wird eine dritte Produktionsfirma namens „Off One’s Base“ genannt, die ebenfalls in die Produktion involviert gewesen sein soll.
Schreckliche Arbeitsbedingungen
Laut der Sammelklage schafften die Produzent:innen von Beast Games „Arbeitsbedingungen, die die Sicherheit der Arbeiter:innen gefährdeten“. Den Teilnehmer:innen soll nur sporadisch und in unzureichendem Maß Essen und Trinken zur Verfügung gestanden haben. Auch auf Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Ernährungsstil (vegan, vegetarisch etc.) sei keine Rücksicht genommen worden. Der Zugang zu Hygieneartikeln und medizinischer Versorgung sei ebenfalls erschwert gewesen, und vorgesehene Ruhepausen sollen nicht eingehalten worden sein.
Laut Anklage habe die Produktion jeden Aspekt ihres Lebens während der Show kontrolliert. Die Teilnehmer:innen sollen demnach in einem unterernährten und übermüdeten Zustand gezwungen worden sein, an Spielen teilzunehmen, die „unvertretbar hohe Risiken für körperliche und psychische Verletzungen“ mit sich brachten.
Die Konsequenz: Mehrere Teilnehmer sollen aufgrund der schlechten Bedingungen während der Dreharbeiten ins örtliche Krankenhaus gebracht worden sein.
Eine „Kultur der Misogynie”
Das Set soll zudem „eine Kultur der Frauenfeindlichkeit und des Sexismus“ gefördert haben, wodurch eine „feindliche Arbeitsumgebung“ für Frauen entstanden sei. Dazu habe auch sexuelle Belästigung gehört, gegen die die Produktion trotz angeblicher Kenntnis der Vorfälle bewusst nicht vorgegangen sein soll.
Eine der weiblichen Klägerinnen, die nur als „Contestant 5″ bekannt ist, sagte in einer Erklärung: „Ich wollte mitmachen, weil ich ein Fan von MrBeast war und seine Videos mich während der COVID-19-Pandemie zum Lächeln gebracht haben.“ Ich hatte erwartet, herausgefordert zu werden, aber ich hätte nie gedacht, dass man mich so behandeln würde – als ob ich nichts wäre – weniger als nichts. Und als eine der Frauen kann ich sagen, dass es sich absolut wie ein feindseliges Umfeld für uns anfühlte. „Ehrlich gesagt hätten wir nicht weniger respektiert werden können – als Menschen, geschweige denn als Mitarbeiter –, wenn sie es versucht hätten.“
Laut der Klage hieß es in einem für die Show erstellten Produktionshandbuch: „Es ist in Ordnung, wenn die Jungs sich kindisch verhalten“ und „Tut wirklich alles, um die Jungs beim Filmen zu unterstützen und ihnen zu helfen, Inhalte zu erstellen.“ „Helft ihnen, sich wie Idioten zu benehmen.“
Finanzielle Ausbeutung & Täuschung
Es wird auch der Vorwurf der finanziellen Ausbeutung und bewussten Täuschung erhoben: Laut dem Stern-Magazin sollen die Arbeitsverträge zwischen der Produktion und den Beteiligten unklare oder illegale Klauseln enthalten haben, um die arbeitsrechtlichen Bestimmungen in Kalifornien zu umgehen. Die Teilnehmenden werfen der Produktion zudem vor, vor Beginn der Show unzureichend über die Inhalte informiert oder sogar gezielt in die Irre geführt worden zu sein.
Nachdem die Produktion gestartet war, erklärte Mr. Beast, dass Geld bei der 100-Millionen-Dollar-Produktion keine Rolle spiele. Laut der Klage wurde den Teilnehmer:innen jedoch kein fairer Lohn gezahlt. Vier der fünf Kläger:innen behaupten, dass sie die versprochene Entschädigung, also den Mindestlohn, bis heute nicht erhalten hätten. Überstunden seien zudem nie vergütet worden.
Darüber hinaus sollen die Teilnehmer unzulässigerweise als „Freiwillige“ anstelle von Angestellten eingestuft worden sein. Dies sei zum Vorteil der „Beast Games“-Produktion gewesen, die so vermutlich Lohnsteuern vermieden und Steuervergünstigungen erhalten haben soll.
Was sagt Mr. Beast selbst zu den Anschuldigungen?
Zunächst gab es weder von Mr. Beast noch von den Produktionsfirmen ein Kommentar zu den Anschuldigungen.
Am 25. November 2024, knapp einen Monat vor der erstmaligen Veröffentlichung der Show auf Amazon, meldete sich Mr. Beast auf X zu Wort und erklärte, dass es „jede Menge Behind-the-Scenes-Material geben wird, wenn die Show erscheint, um zu zeigen, wie übertrieben diese Anschuldigungen waren“. Allerdings könne er dieses Videomaterial „jetzt noch nicht veröffentlichen, da es die Spiele verderben würde“.
In einem Interview bei Good Morning America am 11. November 2024 sagte Mr. Beast: „Ich muss das die Anwälte regeln lassen, ich kann dazu keinen Kommentar abgeben.“ Er fügte jedoch hinzu: „Was ich sagen kann – ich habe persönlich mit 700–800 Teilnehmern gesprochen, und alle wollen zurückkommen, alle hatten eine großartige Zeit.“ „Man kann ihre Inhalte online ansehen, und ich denke, das spricht für sich.“
Was bei der Klage herauskommt, bleibt abzuwarten.
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